Erste Lufthansa-Flüge am Freitagmittag gestrichen

Frankfurt - Der Start ins Wochenende wird für viele Lufthansa-Passagiere zu einer Geduldsprobe: Die Piloten streiken am Freitag wieder. Wichtig ist der Blick ins Internet. Umbuchungen sind kostenlos.
Rund 26.000 Passagiere waren vom zweiten Streik der Lufthansa-Piloten binnen sieben Tagen betroffen. Insgesamt hätten am Freitag 218 Flüge gestrichen werden müssen, sagte am Abend ein Unternehmenssprecher. 14.000 Passagiere wurden demnach auf andere Flüge oder die Bahn umgebucht oder hätten storniert. Zahlreiche Passagiere auf der Durchreise sollten die Nacht auf Feldbetten im Transitbereich des Flughafens Frankfurt verbringen.
Der von der Gewerkschaft Cockpit ausgerufene sechsstündigen Ausstand von 17.00 bis 23.00 Uhr hatte bereits ab dem frühen Nachmittag zum Ausfall von Flügen ab Frankfurt am Main geführt. Insgesamt hätten schon vor Streikbeginn 95 Flüge gestrichen werden müssen, sagte der Lufthansa-Sprecher. Bestreikt werden sollten Kurz- und Mittelstreckenflüge ab Frankfurt. Durch die Auswirkungen fielen aber auch Europa-Verbindungen und innerdeutsche Verbindungen nach Frankfurt aus.
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Am Abend war die Lage in Frankfurt am Main nach Konzernangaben ruhig. Die Lufthansa hatte für ihre Passagiere 2200 Hotelzimmer im Raum Frankfurt am Main angemietet und 500 Feldbetten aufgestellt. Die Feldbetten im Flughafen waren für Passagiere auf der Durchreise gedacht, die wegen Visa-Regularien nicht in Deutschland einreisen dürften. Sie müssen in Frankfurt deshalb in der Sicherheitszone bleiben. Am Abend ging das Unternehmen davon aus, dass nicht alle Hotelzimmer und Feldbetten tatsächlich gebraucht würden.
Die Gewerkschaft will in dem Tarifkonflikt größere Einschnitte bei den Vorruhestandsregelungen für die rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten verhindern. Sie erklärte, jederzeit einigungsbereit zu sein, um Streiks abzuwenden.
Umbuchungen sind kostenlos
Die ersten Betroffenen des Ausstands sind Reisende, die um 13.35 Uhr von Stavanger, Neapel und Belgrad aus nach Frankfurt fliegen wollten. Mit einem Sonderflugplan will der Konzern das Schlimmste abfedern. Wer ab Frankfurt gebucht hat, sollte sich im Internet informieren. „Die Kunden können kostenlos umbuchen, sie können stornieren. Wir bieten ihnen an, mit der Bahn zu fahren bei innerdeutschen Verbindungen, und natürlich buchen wir sie auch auf andere Airlines um, wenn das möglich ist“, sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels im ZDF-„Morgenmagazin“.
Auch Kunden, deren Flug von, nach oder über Frankfurt nicht vom Streik betroffen ist, können kostenlos umbuchen, wie das Unternehmen mitteilte.
Die Deutsche Bahn will wegen des Streiks bei Bedarf zusätzliche Züge auf stark gefragten Strecken fahren lassen. Am Flughafen-Bahnhof in Frankfurt sollen zusätzliche Mitarbeiter die Reisenden lotsen, wenn nötig auch an weiteren Bahnhöfen. Die Bahn empfiehlt allerdings Reservierungen. Fluglinien-Streiks lösen regelmäßig auch mehr Buchungen bei den Fernbus-Anbietern aus. Die nötigen Kapazitäten seien vorhanden, versicherte der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer.
Streik wegen Streit um Altersgrenze
Die Lufthansa kritisierte die Streikankündigung scharf: Der Streik sei eine „besondere und nicht nachvollziehbare Zumutung“, zumal es das letzte Ferienwochenende in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland sei - und der Freitag ohnehin der verkehrsreichste Tag der Woche. Der Streik treffe viele Familien auf der Heimreise aus dem Urlaub und Tausende von Geschäftsreisenden am Ende der Arbeitswoche. „Und der heutige Freitag ist der Tag im Jahr, an dem die meisten alleinreisenden Kinder unterwegs sind“, betonte eine Sprecherin.
Hintergrund des Streiks ist der seit längerem schwelende Tarifkonflikt. Dabei geht es um die Übergangsversorgung, die Lufthansa-Piloten in ihrem Vorruhestand erhalten. Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Beide Seiten hatten sich gegenseitig für das Scheitern der bisherigen Verhandlungen verantwortlich gemacht.
Aus der Frankfurter Lufthansa-Konzernzentrale heißt es jedoch: „Unser Bestreben sind weitere Verhandlungen.“ Am Zug sei die Gewerkschaft, weil Cockpit die Verhandlungen abgebrochen habe: „Streiks haben noch keinen Tarifkonflikt gelöst.“
Bei Streik: Ihre Rechte als Passagier
Erst am vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft die Lufthansa-Tochter Germanwings sechs Stunden lang bestreikt. Dadurch waren 116 von 164 Germanwings-Flügen ausgefallen. Von den Ausfällen waren rund 15 000 Passagiere betroffen.
Reisende sind derzeit doppelt verunsichert, da auch die Lokführer-Gewerkschaft GDL weitere Warnstreiks bei der Bahn angekündigt hat. Einen konkreten neuen Termin nach den ersten Arbeitsniederlungen vom Montag gibt es jedoch noch nicht. GDL und Cockpit hatten beteuert, nicht gleichzeitig streiken zu wollen.
AFP/dpa