Mercedes, BMW und Audi: Deutsche Premiummarken für Mittelschicht bald unbezahlbar?

Mercedes könnte sich schon bald endgültig von der mittleren Einkommensschicht entfernen: Der Hersteller plant das Ende der A-Klasse. Ziehen BMW und Audi nach?
München - Mercedes wird sich offenbar von seinen Einstiegs-Modellreihen trennen und neben der B-Klasse auch die A-Klasse schon in wenigen Jahren nicht mehr anbieten: Wenn die aktuellen Berichte (angefangen mit einem Handelsblatt-Artikel) Realität werden, könnten Autos von Mercedes-Benz für die mittlere Einkommensschicht in wenigen Jahren unerschwinglich sein.
Die Hauptmotivation? Klasse statt Masse und mehr Geld verdienen. Deutschlands traditionsreicher Autobauer möchte sich nur mehr der Produktion margenträchtiger Autos widmen, also vorrangig hochpreisige SUV und andere luxuriöse Modelle.
Mercedes stampft A-Klasse ein: Keine Neuwagen im Einstiegsbereich
Die globalen Krisen der jüngeren Zeit (Corona, Ukraine-Krieg) haben die Kassen klingeln lassen. 2021 fuhren die Schwaben einen neuen Rekordgewinn ein. Die Strategie, sich aufgrund des Chipmangels in China auf den Verkauf der ertragreichsten Fahrzeuge zu fokussieren, bescherte Mercedes-Benz hohe Einnahmen. Dies hat Konzernchef Ola Källenius offenbar dazu veranlasst, sich von den günstigeren Einstiegsmodellen zu verabschieden.
Mit seiner Strategie ist Mercedes nicht alleine: Auch die VW-Tochter Audi will künftig mit Luxusautos noch mehr Geld verdienen und kleinere Modelle aus dem Angebot streichen. Das hängt auch mit dem schrittweisen Rückzug bei Verbrennern zusammen: Stattdessen werden künftig Pendants als Elektroauto für zum Teil deutlich höhere Preise verkauft. Lediglich bei BMW gibt es noch keine Anzeichen, dass der 1er aus dem Portfolio verschwindet. Andererseits haben die Münchner mit MINI eine spezifische Klein- und Kompaktwagen-Marke unter ihrem Dach, was einen derartigen Schritt rechtfertigen könnte.

Einige Wochen später spricht Vorstandschef Zipse über die Elektroauto-Strategie der Zukunft - und sorgt damit bei etlichen BMW-Fans für Begeisterung.
Mercedes als Luxusmarke: Experte warnt vor Verlust „sozialer Akzeptanz“
Aufgrund der Mercedes-Entscheidung gegen die A-Klasse sehen manche Experten die Gefahr, dass sich der Konzern endgültig von seinen Wurzeln verabschiedet und nur noch im Segment der Luxusautos auf Kundenfang geht. Sind Autos der deutschen Traditionsmarke für „Normalsterbliche“ bald unerschwinglich? Deutschlands Autopapst Ferdinand Dudenhöffer spricht von einem Wagnis: Denn angesichts weltweiter Spannungen wie dem Ukraine-Konflikt seien Bilder von Superreichen nur schwer vermittelbar. „Die Marke kann soziale Akzeptanz verlieren“, warnt der Direktor des Car-Centers Automotive Research in Duisburg. Auch in Baden-Württembergs Landesregierung ist man über den Kurs des ansässigen Autoherstellers nicht glücklich.
Statt der A-Klasse könnten bei Mercedes künftig Modelle wie das Elektro-SUV EQA den Einstieg bilden, auch Limousinen wie der CLA und C-Klasse (elektrisch) haben Zukunft. Dabei deutet sich an, dass in Deutschland schon bald kein Mercedes-Neuwagen mehr für unter 40.000 Euro zu haben sein wird. Zudem stellt sich die Frage, was die Entscheidung für das Werk in Rastatt bedeutet: Neben der A-Klasse wird dort auch der Minivan B-Klasse produziert - und ebenfalls gestrichen.
Ist also ein ähnliches Szenario wie die Hiobsbotschaft bei Ford in Saarlouis für das „Kompaktklasse-Zentrum“ der Marke denkbar? Zumindest der Mercedes EQA (ab knapp 48.000 Euro) wird bis auf Weiteres dort gefertigt. Ob weitere Modellreihen des Herstellers dazukommen, ist derzeit unklar. (PF)