9-Euro-Ticket: SPD macht Vorschlag für Nachfolge-Regelung – und eine 9 kommt auch vor
Das beliebte Neun-Euro-Ticket läuft Ende August aus – die Verkehrsbetriebe werten aus und diskutieren über eine Nachfolgelösung. Die SPD geht in die Offensive.
Berlin – Kurz vor Ende des Neun-Euro-Tickets für den Nahverkehr ziehen die Verkehrsbetriebe an diesem Montag Bilanz und stellen die umfangreichste Umfrage zur Nutzung des Spartickets vor. Rund 78.000 Verbraucherinnen und Verbraucher wurden im Rahmen der Untersuchung über den dreimonatigen Nutzungszeitraum des Tickets befragt – Käufer und Nicht-Käufer.
Rund 52 Millionen Tickets seien demnach über den gesamten Zeitraum bundesweit verkauft worden, teilte der Verband VDV mit. „Hinzu kommen mehr als zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket jeweils monatlich über den Aktionszeitraum automatisch erhalten haben“, hieß es.
9-Euro-Ticket ist in ländlichen Gebieten nicht angekommen
Jeder fünfte Käufer war demnach zuvor noch nie mit dem ÖPNV unterwegs gewesen. 27 Prozent waren sogenannte „aktivierte Kunden“, die Busse und Bahnen zuvor seltener als ein Mal im Monat genutzt haben. Das Ticket hat also die Nachfrage im ÖPNV deutlich gesteigert. „Das ist erstmal ein Erfolg“, sagte Bremens Verkehrssenatorin und Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Maike Schaefer (Grüne), am Montag. „Auch ein günstiger Tarif spielt eine Rolle, wenn die Menschen sich entscheiden: Wie möchte ich mich fortbewegen?“
Doch die Untersuchung macht auch deutlich, dass der Preis nicht der einzige Faktor ist. Denn gekauft wurde die Sonderfahrkarte vor allem in städtischen Regionen, in denen das ÖPNV-Angebot in der Regel gut ausgebaut ist und Busse und Bahnen eng getaktet unterwegs sind. „In ländlichen und strukturschwächeren Gebieten ist der Anteil der Neun-Euro-Ticket-Besitzer nur halb so hoch wie in städtischen Gebieten“, teilte der VDV mit.
„Ein billiges Ticket taugt nichts, wenn das Angebot schlecht ist“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Länder fordern von der Bundesregierung deshalb eine deutliche Aufstockung der sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund den ÖPNV in den Ländern und Kommunen mitfinanziert.
Außerdem verlangen sie von der Bundesregierung, möglichst schnell einen Vorschlag für eine Anschlusslösung für das Neun-Euro-Ticket zu präsentieren. Dabei müsse aber auch klar sein: „Wenn bei einem Anschlussangebot wieder die Systemfinanzierung nicht mitgemacht wird, dann haben wir mit Zitronen gehandelt“, sagte Verkehrsminister Hermann. „Das war schlecht aufgeteilt beim Neun-Euro-Ticket.“
9-Euro-Ticket: SPD plant 49-Euro-Ticket als Nachfolger
Dabei bewegt sich auch etwas in der Bundesregierung: Die SPD plant laut einem Bericht der Bild-Zeitung unter anderem ein bundesweit gültiges 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr als Teil eines weiteren Entlastungspakets. Dieses solle Nachfolger für das Ende des Monats auslaufende Neun-Euro-Ticket sein, die Kosten sollten je zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden, berichtete die Zeitung.
Damit tragen sie der Forderung der Verkehrsunternehmen nach einer Nachfolgeregelung Rechnung. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sieht jedoch keine Mittel für ein neues Neun-Euro-Ticket. Der Bund hatte die dreimonatige Aktion mit 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Verkehrsunternehmen finanziert. (lma/dpa)