Fast 100 Milliarden Gewinn: Warum sich Norwegen keine Sorgen um die Staatsfinanzen machen muss

Norwegens Ölfonds kratzt schon zur Jahresmitte an den hohen Vorjahresgewinnen. Doch warum ist der größte Staatsfonds der Welt so erfolgreich? Die norwegische Zentralbank gibt Einblicke.
Oslo – Norwegens Ölfonds gilt als Versicherung für künftige Generationen – als Versicherung, wenn irgendwann nicht mehr nach Öl gefrördert werden kann. Das Konzept geht auf: Im abgelaufenen Halbjahr erzielte der „Pensionsfonds Ausland“, wie der Ölfonds eigentlich heißt, erneut hohe Gewinne: satte 95 Milliarden Euro. Drei bestimmte Investitionen zahlten sich besonders aus.
Zum Ende des zweiten Quartals lag der Gesamtwert des Fonds, der als größter Staatsfonds der Welt gilt, bei 11,67 Billionen Kronen. Umgerechnet sind das 1,11 Billionen Euro. Wie die Norwegische Bank am Mittwoch mitteilte, wurden im vergangenen Halbjahr umgerechnet 14,1 Milliarden Euro aus dem Fonds entnommen. 72,4 Prozent davon investierte Norwegen in Aktien, 25,1 Prozent in Anleihen und 0,1 Prozent in nicht börsennotierte Infrastruktur und erneuerbare Energie.
Ölfonds auf Erfolgskurs: So investieren die Norweger ihr Öl-Geld
Die Rendite im ersten Halbjahr 2021 lag bei 9,4 Prozent. Das entspricht 990 Milliarden norwegischen Kronen oder 95 Milliarden Euro. „Aktienbeteiligungen trugen am stärksten zur Rendite im ersten Halbjahr bei“, sagte Nicolai Tangen, Chef im Norges Bank Investment Management. Gelohnt hätten sich vor allem Investitionen im Energie- und Finanzsektor und in Technologieunternehmen.
Gefüttert wird der „Pensionsfonds Ausland“ mit Einnahmen aus der norwegischen Öl- und Gasförderung. Die Zentralbank verwaltet ihn im Auftrag des norwegischen Finanzministeriums und investiert in tausende Unternehmen weltweit, darunter Großkonzerne wie Microsoft, Apple und Amazon.
Pensionsfonds Ausland: Vereinfachte Anlagepolitik soll noch mehr Rendite bringen
Neben Branchengiganten investierte die norwegische Zentralbank in der Vergangenheit auch in kleinere Unternehmen aus Schwellenländen. Im April 2021 kündigte das Finanzministerium in Oslo allerdings an, verstärkt auf Großkonzerne zu setzen, um die Anlagepolitik zu vereinfachen.
Wirklich überraschend sind die hohen Gewinne im ersten Halbjahr 2021 nicht. Auch im vergangenen Jahr erzielte der Fonds einen Gewinn von umgerechnet etwa 102 Milliarden Euro (12 Prozent Rendite). In diesem Jahr kratzte der Ölfonds schon zur Halbzeit an diesen Zahlen. (jo/dpa)