Milliardär René Benko: Österreicher sichert sich immer mehr Filetstücke in Münchens Innenstadt
René Benko hat sich seit 2011 begehrte Immobilien in der Münchner Innenstadt geschnappt. Was dem österreichischen Unternehmer in der Münchner Innenstadt inzwischen schon gehört.
München - Kaut-Bullinger war sein letzter Coup. Bis jetzt. Milliardär René Benko kauft sich die Münchner Innenstadt Filetstück für Filetstück, wie bei einem namhaften Brettspiel. 2020 hatte der österreichische Investor mit seiner Signa Holding das alte Kaut-Bullinger-Haus an der Rosenstraße erworben. Das Haus, in dem bis vor Kurzem noch Schreibwaren verkauft wurden, existiert seit dem Zweiten Weltkrieg, die Firma ist sogar noch älter, gegründet wurde sie 1794. Doch zuletzt brach der Umsatz im Einzelhandel ein. Kugelschreiber und Radiergummis shoppen die Kunden lieber im Internet. Wie viel Geld Benkos Signa bezahlt hat, ist geheim. Insgesamt 4200 Quadratmeter fasst die Mietfläche, 3300 davon entfallen auf den Einzelhandel. Das Haus soll schon dieses Jahr abgerissen werden. Geplant ist der Neubau eines Büro- und Geschäftsgebäudes.

Die Ära Benko in München begann allerdings weit früher, bereits im Juni 2011 erwarb die Signa die Immobilien des Oberpollingers und des benachbarten Karstadt Sporthauses für 250 Millionen Euro vom einem Konsortium. Auf dem Grundriss fanden sich früher fünf schmale mittelalterliche Bürgerhäuser und an der östlichen Ecke das Gebäude des fürstlichen Großzollamts. Das Nachbarhaus war seit 1556 eine Brauerei, die 1584 durch den Brauer Christoph Pollinger übernommen wurde. Seine Familie besaß nahe dem Angerkloster, in der Nähe der Sendlinger Straße, eine zweite Braustätte. Bald unterschieden die Münchner zwischen dem „Unteren“ und dem „Oberen“ Pollinger. So entstand der Name.
2013: Benko kauft Alte Galerie vom Freistaat Bayern
Benkos Einkaufstour ging 2013 weiter, als er vom Freistaat für 240 Millionen Euro die Alte Akademie an der Fußgängerzone im Rahmen einer 65-jährigen Erbbaurechtsvergabe erwarb. Der Gebäudekomplex aus dem 16. Jahrhundert wird seit November 2020 umgebaut, in diesem Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Benko hatte zunächst die Arkaden an der Neuhauser Straße verschmälern und an der Kapellenstraße entfernen wollen. Der Stadtrat stimmte zunächst zu, erntete aber derart massiv Kritik, dass das Gremium die Pläne am Ende untersagte. Jetzt müssen alle drei Arkaden erhalten bleiben.
Benkos Einfluss in München wuchs 2015 weiter an, als er sich mit der Signa Retail ein Joint Venture mit der italienischen Eataly einging. Seitdem ist der gebürtige Innsbrucker auch am Lebensmittelhändler in der Schrannenhalle beteiligt.
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Benko-Imperium wächst seit 2004 kontinuierlich
Zwischenzeitlich erwarb die Signa die Warenhauskette Galeria Kaufhof Karstadt. So betreibt die Signa den Kaufhof am Marienplatz. Und seit 2017 gehört Benko auch das Karstadt-Gebäude am Hauptbahnhof, im Komplex am Stachus war die Warenhauskette lediglich Mieter. Mieter ist Benko auch in der Neuhauser Straße, im Joseph-Pschorr-Haus, das der Schörghuber-Gruppe gehört. Denn 2020 erwarb der österreichische Multimilliardär die Sport Scheck-Warenhauskette von der Otto-Group.
Benko hatte 1999 mit einem Zwei-Personen-Unternehmen angefangen. Sein Vermögen wurde von Forbes 2021 auf 5,6 Milliarden Dollar geschätzt. 2004 hatte er mit dem Kaufhaus Tyrol in seiner Heimatstadt Innsbruck sein erstes großes Bauvorhaben umgesetzt. Seitdem wächst sein Imperium unaufhaltsam – nicht nur die Münchner Innenstadt trägt immer stärker seine Handschrift. Auch das KaDeWe in Berlin sowie das Alsterhaus in Hamburg gehören zu seinem Portfolio.