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Zu wenig Rente: „Für Millionen Frauen droht eine Rutschbahn in die Altersarmut“

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Von: Lisa Mayerhofer

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Millionen Frauen steuern trotz 40 Jahre Vollzeitarbeit auf eine niedrige Rente zu. Dietmar Bartsch von der Linken spricht von „katastrophalen Zahlen“. Eine Übersicht.

München – Unzählige Frauen in Deutschland erhalten im Alter nur eine kleine Rente. Das liegt nicht nur daran, dass viele von ihnen in Teilzeit arbeiten. Denn auch jede dritte Frau mit einer Vollzeitstelle steuert sogar nach 40 Arbeitsjahren auf eine Rente von weniger als 1000 Euro netto zu.

Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt. Demnach sind rund 2,7 Millionen Frauen betroffen. Bei insgesamt 7,1 Millionen Vollzeit-Arbeitnehmerinnen entspricht das einem Anteil von rund 38 Prozent.

Niedrige Rente trotz 40 Jahre Vollzeitbeschäftigung

Um auf eine Monatsrente von 1000 Euro netto zu kommen, müssen Beschäftigte derzeit 40 Jahre lang durchgehend 2844 Euro brutto im Monat verdienen. Für einen Anspruch auf 1200 Euro Rente brauchen Arbeitnehmende 40 Jahre lang einen Bruttomonatslohn von 3413 Euro, zitiert das Redaktionsnetzwerk aus der Antwort des Ministeriums.

Frauen werden demnach zudem überproportional von geringen Renten betroffen sein. So ist zwar mit insgesamt 32,6 Prozent nur ein knappes Drittel aller Vollzeit-Arbeitnehmer weiblich. Doch der Frauen-Anteil unter den Vollzeitbeschäftigten mit niedrigen Renten liegt deutlich höher: 48,5 Prozent der Vollbeschäftigten, die auch nach 45 Arbeitsjahren auf eine Rente von weniger als 1000 Euro zusteuern, sind weiblich.

Eine Frau blättert in einem Ordner. Im Vordergrund ein Sparschwein.
Millionen Frauen steuern trotz 40 Jahre Vollzeitarbeit auf eine niedrige Rente zu.  (Symbolbild) © Christin Klose/dpa-tmn

Das seien mit Blick auf die Inflation und schon jetzt hohe Altersarmut unter Frauen „katastrophale Zahlen“, sagte Linksfraktionsvorsitzender Dietmar Bartsch, der die Anfrage ans Arbeitsministerium gestellt hatte. „Mehr als die Hälfte aller Vollzeitarbeitnehmerinnen wird nach 40 Jahren Plackerei weniger als 1200 Euro erhalten“, sagte Bartsch dem Redaktionsnetzwerk. „Für Millionen Frauen droht eine Rutschbahn in die Altersarmut“, warnte er.

Frauen und Altersvorsorge: Deutschland auf dem letzten Platz

Im Schnitt erhalten deutsche Frauen sogar weniger als 1000 Euro gesetzliche Rente: So beträgt die durchschnittliche Rentenhöhe bei allen Frauen in Altersrente etwa 807 Euro, während Männer durchschnittlich 1227 Euro als Altersrente beziehen.

Das Problem ist hierzulande größer als in anderen Industrieländern: Deutsche Frauen sind laut einer Studie der Allianz im OECD-Vergleich das Schlusslicht bei ihrer Altersvorsorge. Demnach liegt in Deutschland die geschlechtsspezifische Rentenlücke in der Altersvorsorge von Frauen im Vergleich zu Männern bei über 40 Prozent. Dagegen beträgt der sogenannte Gender Pension Gap in Frankreich 36 Prozent, in Dänemark nur sieben Prozent und in Estland ist er mit einem Prozent fast nicht vorhanden, so die Allianz.

Dafür gibt es viele Gründe: Erstens werden Frauen im Schnitt schlechter bezahlt als Männer – selbst wenn sie in der gleichen Position arbeiten. Und wer weniger verdient, zahlt weniger in die gesetzliche Rente ein. Zusätzlich arbeiten viele Frauen – meist um die Kinder betreuen zu können – in Teilzeit oder haben lange Unterbrechungen in ihrer Erwerbstätigkeit, um eine Familie zu gründen oder Angehörige zu pflegen. Ein Wiedereinstieg in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitsstunden gestaltet sich dann oft als schwierig.

Das führt dazu, dass Frauen laut Allianz im Schnitt zwölf Jahre weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen als Männer. Dazu kommt dann noch der Umstand, dass Frauen im Schnitt fünf Jahre länger leben als Männer und damit über einen längeren Zeitraum mit ihren Ersparnissen aus dem Arbeitsleben auskommen müssen. All das führt dazu, dass es für Frauen im Alter schwierig werden kann, ihren Lebensstandard zu halten.

Frauen sollten unbedingt herausfinden, mit wie viel Geld sie im Alter rechnen können

Doch was können Frauen tun, um sich im Alter abzusichern? Laut Allianz wissen 59 Prozent der befragten Frauen nicht, mit wie viel Geld sie im Alter rechnen können. Dabei lassen sich die Ansprüche auf die gesetzliche Rente individuell ausrechnen – mehr Auskunft gibt es bei der Deutschen Rentenversicherung.

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Wer auf eine geringe Rente zusteuert, sollte die Möglichkeiten einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge prüfen. Denn wer es schon in jungen Jahren schafft, kleine Beiträge für die Altersvorsorge anzusparen, kann später davon stark profitieren. Zudem lohnt es sich, sich mit der Familie zusammenzusetzen – denn jedes einzelne Mitglied sollte im Alter abgesichert sein und, für den Ernstfall, über seine finanzielle Zukunft Bescheid wissen.

Mit Material der AFP

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