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Rentenversicherungspräsidentin Roßbach: „Die Rente ist verlässlich“

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Von: Sebastian Horsch, Andreas Höß

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Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, im Interview mit dem Münchner Merkur.
Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, im Interview mit dem Münchner Merkur. © Marcus Schlaf

Wie steht es um die Rente der Deutschen? Diese und viele andere Fragen beantwortet Gundula Roßbach im Interview mit dem Münchner Merkur.

München – Gundula Roßbach (58) ist die oberste Wächterin über die Altersversorgung von rund 57 Millionen Deutschen. Beim Besuch in unserer Redaktion erklärt die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, warum sie deutlich optimistischer in die Zukunft blickt, als man angesichts manch düsterer Prognosen annehmen könnte.

Rentenversicherungspräsidentin Roßbach: „Sind finanziell gut aufgestellt“

Frau Roßbach, wie geht es der Deutschen Rentenversicherung?

Im Moment sind wir finanziell gut aufgestellt. Wir haben ein deutliches Plus bei den Beiträgen und im vergangenen Jahr einen Überschuss von 3,4 Milliarden Euro erzielt. Der Arbeitsmarkt ist robust, und es zahlen sogar immer mehr Menschen freiwillig Beiträge ein.

Doch was droht, wenn die Babyboomer ab 2030 massenhaft in Rente gehen und die Last auf immer weniger Beitragszahler verteilt wird?

Nach der neuesten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes sieht es so aus, dass der Anstieg bei der Alterung der Gesellschaft flacher ausfällt, als man angenommen hatte. Was sich da jetzt absehen lässt, erinnert an die demografische Entwicklung, die wir beispielsweise bereits zwischen 1990 und 2010 erlebt haben. Auch durch die zahlreichen Reformen ist es aber gelungen, die Rentenversicherung trotz steigender demografischer Belastungen stabil zu halten. Der Beitragssatz liegt mit 18,6 Prozent auf dem Niveau wie Mitte der 1980er-Jahre. Das bedeutet: Die demografische Entwicklung wird bei der Rente beherrschbar sein, wenn das Rentensystem auch künftig angepasst wird.

Der demografische Wandel galt lange als das Schreckgespenst der Rente. Was hat sich verändert?

Wir sehen nach den Vorausberechnungen weiterhin, dass die Lebenserwartung steigt – aber nicht mehr so stark, wie bisher angenommen. Die Rentenausgaben steigen daher langsamer. Zudem gehen die Vorausberechnungen davon aus, dass die Zuwanderung höher ausfällt, als erwartet – wir rechnen auf lange Sicht im Durchschnitt mit 250 000 Menschen pro Jahr, die in die Rentenversicherung einzahlen können. Darüber hinaus merken wir auch, dass mehr Frauen am Arbeitsmarkt teilnehmen und Beiträge zahlen.

Gundula Roßbach im Merkur-Interview: „Menschen können sich auf die Rente verlassen“

Die Rente ist also sicher?

Ja, die Menschen können sich auch künftig auf die Rente verlassen.

Aber reicht sie auch?

Das hängt natürlich im Einzelfall immer davon ab, wie gut die eigene Vorsorge in den drei Säulen gesetzliche, betriebliche und private Rentenversicherung insgesamt aufgestellt ist. Damit da jeder einen guten Überblick für sich selbst gewinnen kann, bieten wir ab Sommer die Digitale Rentenübersicht an. Alle Bürger können dort dann die Daten zu ihren Altersvorsorgeprodukten auch mobil abrufen und sehen, was sie im Ruhestand erwarten können.

Das Rentenalter steigt bis 2031 auf 67. Reicht das, oder muss die Altersgrenze danach weiter ansteigen?

Die Politik braucht eine gute Basis, um entscheiden zu können, ob das Rentenalter weiter steigen soll. So muss man in zwei bis drei Jahren etwa schauen, wie die Menschen mit dem Anstieg des Rentenalters umgehen. Gehen sie auch später in Rente, weil sie keine Abschläge wollen, oder gehen sie früher in Rente und nehmen die Abschläge in Kauf? 2014 kam etwa die abschlagsfreie Rente ab 63, und es gab eine Stagnation beim Anstieg des tatsächlichen Rentenalters, weil viele diese Gelegenheit für einen früheren Eintritt in den Ruhestand nutzten. Auch hier muss man die weitere Entwicklung beobachten.

Rentenversicherungspräsidentin Roßbach im Interview über die „Rente ab 63“ und die Aktienrente

Die Bezeichnung „Rente ab 63“ ist trügerisch. Auch das Alter, mit dem man nach 45 Beitragsjahren abschlagsfrei in Rente gehen kann, steigt an und liegt heute schon bei 64 Jahren.

Ja, das stimmt. Dennoch nehmen viele Menschen die abschlagsfreie Rente ab 63 nach wie vor in Anspruch. Im letzten Jahr gab es rund 255 000 Anträge.

Für mehr Zukunftsfähigkeit soll auch die Aktienrente sorgen. Der Staat will ein Darlehen von 10 Milliarden Euro am Kapitalmarkt anlegen. Gemessen an den Ausgaben der Rentenversicherung sind das Peanuts, oder?

Tatsächlich geht es ja mittlerweile nicht mehr um eine Aktienrente für jeden einzelnen Rentner, wie sie die FDP im Wahlkampf verfolgt hat, sondern um ein Generationenkapital, das Steuer- und Beitragszahler insgesamt entlasten soll. Und wenn es bei den 10 Milliarden Euro bleibt, ist das im Vergleich zu unserem Haushalt von 350 Milliarden Euro tatsächlich nicht besonders viel. Zumal dieses Geld ja nicht ins System fließt, sondern angelegt wird und nur die daraus erzielten Überschüsse der Rentenversicherung zugutekommen sollen. Wenn man eine wirklich spürbare Wirkung erzielen will, muss man also tatsächlich deutlich mehr Geld in die Hand nehmen.

Interview: Sebastian Horsch und Andreas Höß

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