Renten-Hammer: Riester-Reform nun offenbar auf Eis gelegt - „System nicht mehr im Gleichgewicht“

Mehr als 16 Millionen Menschen „riestern“. Die GroKo wollte dieses Modell der Renten-Vorsorge eigentlich verbessern - nun aber nicht 2021, so ein Medienbericht.
- Thema Riester-Rente: Union und SPD* hatten im Koalitionsvertrag eine Reform des Modells vereinbart.
- Nun soll das Finanzministerium* unter Kanzlerkandidat Olaf Scholz einem Medienbericht zufolge das Projekt vorerst gestoppt haben.
- Aus der Wirtschaft kommt nach der Nachricht heftige Kritik.
Berlin - Die GroKo soll die Reform der Riester-Rente bis auf Weiteres nicht mehr vorantreiben wollen. Das berichtet die Bild und beruft sich dabei auf ein Finanzministeriums-Papier, das ihr nach eigenen Angaben vorliegt. Bei den Gesetzesvorhaben 2021 fehle der Punkt demnach.
Scharfe Reaktionen gibt es dem Bericht zufolge bereits. Eine „Riester-Revolution“ fordere zum Beispiel Jörg Asmussen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Seine Kritikpunkte:
Renten: Die Punkte einer „Riester-Revolution“
- Die Verträge seien für private Anleger „schwer zu durchschauen“.
- „Unser Rentensystem ist nicht mehr im Gleichgewicht!“, zitiert die Bild Asmussen.
- Die Balance staatlichem Umlagesystem und privater Kapitaldeckung fehle.
Renten: Wann kommt die Riester-Reform? Anbieter fordern Scholz & Co. zum Handeln auf
Sein Lösungsvorschlag? „Eine einfachere geförderte Altersvorsorge mit flexibleren Garantien, die Sicherheit mit Chancen am Kapitalmarkt kombiniert. Dann hat Riester großes Potential, besonders für Familien“, so Asmussen.
Einen „Brandbrief“ soll nun auch Hans Joachim Reinke, Chef der Fondsgesellschaft Union Investment, an Finanzminister Olaf Scholz (SPD) geschrieben haben. Für immer mehr Sparer hätte die Riester-Rente zwei große Mankos:
- das Niedrigzins-Umfeld
- die 100-Prozent-Garantie der Anbieter auf Sparbeiträge
Letztere Garantie sollte auf 70 Prozent gesenkt werden, findet Reinke in der Bild, die überdies erfahren haben will, dass jeder fünfte der mehr als 16 Millionen Riester-Verträge „nicht mehr bespart“ wird.
Im Alterssicherungsbericht 2020 hieß es, rund 66 Prozent der Arbeitnehmer hätten einen Anspruch auf eine Zusatzrente aus der betrieblichen Altersversorgung oder aus einer Riester-Rente. Weiter wird darauf verwiesen, dass insbesondere Geringverdiener nach wie vor zu wenig zusätzlich für das Alter vorsorgten. Dies treffe überwiegend auf Frauen zu.
Der Sozialverband Diakonie kommentierte den Bericht so: Er zeige, „dass Menschen, die am Rande des Existenzminimums leben, nicht privat fürs Alter vorsorgen können“. (frs) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.