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Russischer Ex-Wirtschaftsminister: „Wir sitzen nicht in der Schei**, wir leben darin“

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Von: Patricia Huber

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Russlands Wirtschaft ächzt unter den Sanktionen des Westens. Jetzt warnt sogar ein ehemaliger russischer Wirtschaftsminister vor den Folgen.

Moskau – Seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 haben die EU und die USA Russland mit zahlreichen Wirtschaftssanktionen belegt. Die Folge: Das russische Bruttoinlandsprodukt ist 2022 um 2,1 Prozent geschrumpft. Das zeigen Angaben der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Russlands Ex-Wirtschaftsminister warnt vor Finanzkrise

Dass die russische Wirtschaft unter den Sanktionen ächzt, wissen auch russische Experten. Der ehemalige russische Wirtschaftsminister Andrey Nechayev kritisierte die Situation des Landes auf einem Finanzforum. „Das Problem ist nicht, dass wir in der Scheiße sitzen, sondern dass wir uns entschieden haben, darin zu leben“, fasste Nechayev die Lage laut einem Bericht von The Insider zusammen.

Er wies darauf hin, dass etwa Fast-Food, wie beispielsweise von McDonald’s, durch russische Äquivalente leicht ersetzt werden könnten, Hightech-Produkte jedoch unersetzlich wären. Als weitere Kritikpunkte nannte der ehemalige Minister die Überschreitung des geplanten Haushaltsdefizits, Massenabwanderung und sinkende Öl- und Gaseinnahmen. Als Folge dessen sieht Nechayev eine Finanzkrise auf Russland zukommen. Nechayev war von 1992 bis 1993 der erste Wirtschaftsminister Russlands unter der Regierung von Präsident Boris Jelzin.

Der ehemalige russische Wirtschaftsminister Andrey Nechayev sieht das Land auf dem besten Weg in eine Finanzkrise.
Der ehemalige russische Wirtschaftsminister Andrey Nechayev sieht das Land auf dem besten Weg in eine Finanzkrise. © IMAGO / ITAR-TASS

Wirtschaftssanktionen treffen besonders ärmere Bevölkerung

Das Problem der Wirtschaftssanktionen: Sie treffen besonders die ärmere Bevölkerung in den Zielländern. Das zeigt eine Studie des Münchner ifo-Instituts. Sanktionen durch die Vereinten Nationen (UN) führen zu einem Rückgang des Wachstums in den betroffenen Ländern von jährlich zwei Prozentpunkten, wie das Institut am Dienstag (23. Mai) zu seiner Untersuchung mitteilte. Auf zehn Jahre hochgerechnet komme dies einem Einbruch der Wirtschaftsleistung pro Kopf um 25 Prozent gleich. Einseitige Sanktionen durch die USA führen demnach zu einem jährlichen Rückgang des Wachstums um knapp einen Prozentpunkt. Langfristig entspricht dies einem Einbruch der Leistung der Wirtschaft pro Kopf um 13 Prozent.

„Wirtschaftssanktionen treffen regelmäßig den Teil der Bevölkerung in den sanktionierten Ländern am stärksten, der in oder nahe der Armut lebt“, sagte der Leiter der ifo-Forschungsgruppe Steuer und Finanzpolitik, Florian Neumeier. (ph)

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