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Russland-Sanktionen kosten Oligarchen Milliarden-Vermögen — nun wächst der Unmut

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Von: Lisa Mayerhofer

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Alischer Usmanow
Alischer Usmanow: Erst vor wenigen Monaten musste der russische Oligarch eine Razzia seines Anwesens am Tegernsee über sich ergehen lassen. © Yuri Kochetkov/EPA/dpa

Die Sanktionen des Westens treffen offenbar auch russische Oligarchen hart. Viele müssen inzwischen Milliardenverluste hinnehmen. Das sorgt für wachsenden Frust.

St. Petersburg – Die Sanktionen des Westens setzen auch russische Oligarchen immer mehr unter Druck. Milliardär Alexej Mordaschow, vor dem Krieg der reichste Mann Russlands, steht nun vor hohen Verlusten, wie er beklagt: „Wir bei Severstal haben etwas mehr als 400 Millionen Dollar verloren – die sind in Europa hängen geblieben, wurden als Waren- und Geldreserven beschlagnahmt“, sagte der 57-Jährige diese Woche der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Es sei außerdem derzeit sehr schwer, Exporteinnahmen ins Land zurückzuführen.

Sanktionen: Der ehemalige reichste Mann Russlands verlor mehr als 15 Milliarden Euro

Mordaschow führte vor Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine die Forbes-Liste der russischen Milliardäre an. Wegen seiner Beteiligung an einer Bank und einer Medienholding, die beide als kremlnah gelten, landete Mordaschow als einer der ersten auf den westlichen Sanktionslisten. Das Forbes-Magazin stufte ihn deshalb schon im April auf Rang fünf herab. Sein geschätztes Vermögen soll von 29,1 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) im Vorjahr auf 13,2 Milliarden Dollar (12,7 Milliarden Euro) gesunken sein. Der Milliardär bezeichnete die Sanktionen gegen ihn als ungerecht und sieht sich als fernab von der Politik.

Der russische Oligarch Alexej Mordaschov auf einem Kongress
Milliardär Alexej Mordaschow, vor dem Krieg der reichste Mann Russlands, steht nun vor hohen Verlusten. © Alexander Shcherbak/imago

In Deutschland war Mordaschow vor dem Krieg größter Einzelaktionär beim Touristikkonzern TUI mit einem Anteil von 34 Prozent. Wegen der Sanktionen trat er 29,9 Prozent an eine Firma seiner Ehefrau Marina Mordaschowa ab. Außerdem wurde neben den Vermögenswerten von Severstal auch persönlicher Besitz von Mordaschow in Europa konfisziert, darunter eine Luxus-Jacht.

Milliardärs-Ranking: Milliardenverluste für russische Oligarchen

Mit seinem Problem steht Mordaschow nicht alleine da – auch andere Oligarchen müssen Milliardenverluste hinnehmen. Das legt das Milliardärs-Ranking „Bloomberg Billionaires Index“ des US-Nachrichtendienstes Bloomberg nahe, das unter anderem auf der Grundlage der Aktienkurse der Unternehmen berechnet wird. Demnach sei das Vermögen der reichsten Geschäftsleute Russlands in diesem Jahr um fast 74,3 Milliarden Dollar (etwa 70,5 Milliarden Euro) gesunken.

Wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet, musste der Oligarch und ehemalige Besitzer des englischen Fußballclubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch, hohe Verluste einstecken. Er verlor dem Index zufolge 9,3 Milliarden Dollar und verfügt nur noch über 8,7 Milliarden Dollar (etwa 8,2 Milliarden Euro).

Hart traf es auch den Milliardär und engen Putin-Freund Gennadi Timtschenko, der einen Anteil am Erdgasunternehmen Novatek kontrolliert. Er verzeichnete Verluste um 8,48 Milliarden Dollar und muss damit einen Rückgang seines Vermögens auf 13,9 Milliarden Dollar (13,2 Milliarden Euro) hinnehmen. Mehr als zehn Milliarden Dollar hat auch Wiktor Wekselberg, Gründer der Renova-Gruppe und russischer Investor, verloren. Sein Vermögen ist laut Bloomberg 10,8 Milliarden Dollar auf 7,72 Milliarden Dollar gesunken.

Tegernsee-Milliardär Usmanow verliert Milliarden

Auch der russische Oligarch und Putin-Freund Alischer Usmanow, der Villen in bester Seelage am Tegernsee besitzt, hat offenbar einiges an Geld verloren: Bloomberg schätzt, dass sein Vermögen innerhalb eines Jahres 21,4 Milliarden Dollar auf 19,8 Milliarden Dollar (18,9 Milliarden Euro) gesunken ist.

Auch mittelfristig dürfte sich für viele von ihnen die Lage nicht wesentlich bessern. Erst am Mittwoch hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gefordert, dass Russland und die russischen Oligarchen die Ukraine für die Kriegsfolgen entschädigen und den Wiederaufbau des zerstörten Nachbarlands bezahlen müssten. Allerdings ist der Vorschlag rechtlich sehr umstritten.

Mit Material der dpa

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