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Das Schwarzbuch Bahn

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Seit Monaten steht die Bahn im Kreuzfeuer der Kritik.
Seit Monaten steht die Bahn im Kreuzfeuer der Kritik. © dpa

München - Zugausfälle und endlose Verspätungen im Fernverkehr: Seit Monaten steht die Bahn im Kreuzfeuer der Kritik. Zwei ZDF-Journalisten decken die schwerwiegendsten Mängel auf:

Nun werfen die ZDF-Journalisten (Frontal 21) Christian Esser und Astrid Randerath der DB in ihrem Schwarzbuch Deutsche Bahn schwerwiegende Mängel im Schienennetz und Gesetzesverstöße vor. Die wichtigsten Punkte:

Lohndumping, Gesetze: Laut Schwarzbuch werden vor allem im Gleisbau Arbeiter aus Osteuropa ohne Ausbildung eingesetzt. Die Mitarbeiter arbeiteten teilweise monatelang täglich elf Stunden an sieben Tagen in der Woche. Verbotene Doppelschichten würden nicht in die Arbeitsbücher eingetragen. Im Buch werden drei Fälle genannt, wo Stundenlöhne von 1,50 Euro bezahlt wurden. Unqualifiziertes Personal führt zu unsachgemäßer Streckensanierung und zu Folgereparaturen. So wurde die Strecke Murnau-Oberammergau für Wochen gesperrt und instand gesetzt. Weil die Arbeiten unsachgemäß ausgeführt wurden, mussten sie wiederholt werden.

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Sicherheitsmängel: Die Autoren werfen der Bahn vor, alte oder ramponierte Gleisstücke häufig erst viel zu spät zu erneuern. Ein Fahrdienstleiter: „Nicht selten wird erst ausgebessert, wenn die Weiche auseinanderfällt.“ Die Autoren zitieren Mitarbeiter des Eisenbahnbundesamtes: „Die Bahn wird erst aktiv und behebt Mängel, wenn wir damit drohen, einen Bescheid zu machen.“ Diese Vorwürfe sind allerdings nicht ganz neu: Vor Jahren berichtete die tz München, dass die DB in Fürth eine defekte Weichenzunge mangels Ersatzteilen erst nach drei Wochen ausgetauscht hatte. Solange hatten alle ICEs, die über Fürth fuhren, drei Minuten Verspätung.

Wartung von Loks: Die Autoren zitieren DB-Mitarbeiter: „Wenn im Normalbetrieb eine Lok kaputtgeht, dann ist oft keine Reservelok da – und wenn sie auch noch mitten auf der Strecke liegen bleibt, gibt es manchmal keine Chance zum Ausweichen, weil die Bahn die Überholgleise massiv abgebaut hat.“

Geschönte Fahrpläne: Die Zahl sogenannter Langsamfahrstellen, die auf Mängel wie baufällige Weichen oder marode Brücken zurückzuführen sind, ist laut Schwarzbuch deutlich höher als von der Bahn ausgewiesen. Die Bahn nehme Langsamfahrstellen aus ihrer Statistik heraus, wenn sie länger als sechs Monate bestehen, und übernehme die längeren Fahrzeiten einfach in die Fahrpläne. Die Überführung in die Fahrpläne bzw. in das sogenannte VZG-Heft (Verzeichnis zulässiger Geschwindigkeiten) praktiziert die Bahn, wie berichtet, seit vielen Jahren. Das führt dazu, dass die Züge von München nach Regensburg heute 15 Minuten länger brauchen als vor 20 Jahren.

Kuriose Mängel: Dem Eisenbahnexperten Erich Preuß wurden Störungsberichte der DB zugespielt. Auszüge von Störungen:

1) Ein Regionalexpress sollte wieder eingesetzt werden. Der Fahrdienstleiter machte allerdings die Durchsage, dass der Zug ausfällt. Daraufhin verschwand das Zugpersonal.

2) Cargo-Bedienungsfahrt stand vor einem haltzeigenden Selbstblocksignal. Der Fahrdienstleiter war nicht zu erreichen. Kommentar des Fahrdienstleiters: „Ich musste mein Auto umsetzen.“

3) Triebwagenstörung: Fahrzeug wurde irrtümlich mit Olivenöl betankt.

4) Triebfahrzeugführer des Regionalexpress’ musste das Triebfahrzeug suchen.

Schneeräumen: Erst am Wochenende hatte die DB eingeräumt, dass sie zum Schneeräumen ein Subunternehmen mit osteuropäischen Billigarbeiten eingesetzt hatte, bei dem es Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften und das Arbeitnehmer-Entsendegesetz gegeben hat. Die Bahn setzt seit etlichen Jahren Billig-Schneeräumer ein, wobei es immer wieder zu Unfällen kommt. Vor Jahren fielen zwei Schneeräumer mit ihrem Gerät in Rosenheim und in München ins Gleis, weil sie mit der Bedienung des Gerätes überfordert waren.

KHD

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