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Skepsis bei Bio-Baumwolle

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Ist Bio-Baumwolle gentechnisch verändert? © apn

Düsseldorf - Ist Bio-Baumwolle in Wahrheit gentechnisch verändert? Angeblich sollen Betrügereien im "gigantischem Ausmaß" gelaufen sein. Betroffen ist etwa die Textilkette C&A.

Bio-Baumwolle im Zwielicht: Nach Recherchen der Zeitschrift “Financial Times Deutschland“ (“FTD“) sind erhebliche Mengen angeblich ökologisch produzierter indischer Baumwolle in Wirklichkeit gentechnisch verändert worden. Es gehe um Betrügereien in “gigantischem Ausmaß“ zitierte die Zeitung den Direktor der indischen Agrarbehörde Apeda, Danja Dave. Auch in Deutschland aktive Textilhandelsketten könnten betroffen sein. Im deutschen Einzelhandel sorgte der Bericht für helle Aufregung. Die Telefondrähte glühten derzeit, hieß es am Freitag in Branchenkreisen.

Die Unternehmen versuchten zu klären, inwieweit sie selbst betroffen seien. Die bei Bio-Baumwolle sehr aktive Textilhandelskette C&A kündigte an, sie werde “umgehend eine gründliche Untersuchung vor Ort in Indien durchführen“. Außerdem habe das Unternehmen Kontakt zu den Zertifizierungsunternehmen aufgenommen, die die Einhaltung der Öko-Standards kontrollierten. Falls sich der Verdacht erhärte, werde man entschiedene Maßnahmen ergreifen. Dennoch wolle C&A im Bereich Bio-Baumwolle engagiert bleiben.

“Das ist ein großes Problem“

Die bei Bio-Baumwolle sehr aktive Textilhandelskette C&A kündigte an, sie werde “umgehend eine gründliche Untersuchung vor Ort in Indien durchführen“. Außerdem habe das Unternehmen Kontakt zu den Zertifizierungsunternehmen aufgenommen, die die Einhaltung der Öko-Standards kontrollierten. Falls sich der Verdacht erhärte, werde man entschiedene Maßnahmen ergreifen. Dennoch wolle C&A im Bereich Bio-Baumwolle engagiert bleiben. Ein Tchibo-Sprecher betonte, das Unternehmen sei nicht von dem Skandal betroffen. “Unsere aktuellen Produkte werden aus Bio-Baumwolle hergestellt, die in der Türkei angebaut wurde“, sagte der Sprecher. Aus dem Gebiet in Indien, wo es die Betrügereien gegeben haben solle, habe man definitiv kein Material bezogen.

Die Sprecherin des gemeinnützigen, für die Produzenten in der Dritten Welt eintretenden Hilfsvereins Transfair, Claudia Brück, betonte mit Blick auf gentechnische Verunreinigungen der Bio-Baumwolle. “Das ist ein großes Problem.“ Einerseits könne die Bio-Baumwolle sowohl beim Anbau, wie bei der Verarbeitung verunreinigt werden. Andererseits sähen aber auch viele Produzenten keinen Widerspruch zwischen Bio-Anbau - also dem Verzicht etwa auf Pestizide - und der Verwendung gentechnisch veränderten Saatguts. Schließlich sei Baumwolle ein extrem anfälliges Naturprodukt und die Bereitschaft in Europa, für Bio-Baumwolle höhere Preise zu zahlen, sei noch immer gering.

“Willentlicher Betrug unwahrscheinlich“

“In einem wachsenden Markt kann es vorkommen, dass manche mauscheln“, sagte Kirsten Brodde, Buchautorin und Expertin für Grüne Mode der Nachrichtenagentur DAPD. Einen wissentlichen oder gar willentlichen Betrug halte sie für unwahrscheinlich, weil sich die Bauern damit nur selbst schadeten. Agrarexperte Martin Hofstetter von Greenpeace teilt diese Auffassung. Wenn es heiße, dass 30 Prozent der Bio-Baumwolle kontaminiert seien, höre sich das nach einem sehr hohen Anteil von gentechnisch veränderten Fasern an. Dabei gelte eine Fuhre bereits dann als kontaminiert, wenn durch Pollenflug ein Gentechnik-Anteil von ein bis zwei Prozent festgestellt werde.

apn

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