Tempo 30: Paris macht es vor, zieht München nach?

Das Thema Tempolimit, ob auf der Autobahn oder in Ortschaften, spaltet weiter die Nation. Die französische Hauptstadt Paris macht nun vor, wie es laufen kann.
Paris - Seit Anfang August gilt in der Pariser Innenstadt Tempolimit 30. Dadurch soll die französische Hauptstadt sicherer, leiser und umweltbewusster werden. Damit ist nur noch auf wichtigen Zufahrtsstraßen oder dem berühmten Champs-Élysée eine Geschwindigkeit von über 30 Km/h erlaubt. Für die Pariser dürfte die Umstellung verschmerzbar sein, galt doch, laut ADAC, bisher schon auf 60 Prozent des Straßennetzes ein Tempolimit von 30 Km/h. Gleichzeitig verhinderte das hohe Verkehrsaufkommen oftmals ein schnelleres Vorankommen.
Paris setzt damit einen grünen Kurs fort, der mit der Einführung der Sozialdemokratin Anne Hidalgo als Bürgermeisterin 2016 begann. In ihrer Amtszeit wurden viele Straßen zugunsten von Fahrradfahrern und Fußgängern verkleinert. Gleichzeitig ist geplant, gut 60.000 der rund 140.000 Straßenparkplätze in Areale außerhalb der Stadt auszulagern. Gleichzeitig sollen die Parkpreise steigen, belebte Straßen begrünt werden und mit neuen Stadtplänen dem Klimawandel entgegengetreten werden.
Die Pläne sorgen auch für Kritik in der Bevölkerung. Viele Menschen aus den Vorstädten sind auf dem Weg zur Arbeit auf ihr Auto angewiesen. Für sie führen die neuen Verordnungen zu weniger Parkmöglichkeiten, mehr Stau und steigenden Kosten, auch dank hoher Spritpreise.
Tempo 30: Was macht die Stadt München?
In München stoßen ähnliche Pläne zunächst auf wenig Gegenliebe. Anfang des Jahres wurde ein Vorschlag der Grünen, München zur Modell-Stadt für Tempolimit 30 zu erklären, abgewiesen. Obwohl sich in einzelnen Bezirksausschüssen inzwischen die Meinungen ändern, lässt sich noch nicht absehen, wann und ob für die bayerische Landeshauptstadt ähnliche Vorhaben realisiert werden. Die Voraussetzungen dafür besitzt München: So gilt in der bayerischen Landeshauptstadt bereits auf knapp 80 Prozent des Straßennetzes Tempo 30, in Paris waren es nur 60 Prozent.
Kosten für Umbau und Neuordnung könne man durch die Verringerung der Anzahl an Verkehrsschildern und eine Minderung an Bürokratie durch Umkehr der Beweislast einsparen, wie die Münchner Grünen gegenüber Merkur* erklärten. Unter Umkehr der Beweislast versteht man, dass sich bei einem Tempolimit 30 zukünftig die Ämter erklären müssten, warum für gewisse Strecken ein höheres Tempolimit gelten solle, anstatt umgekehrt.
Tempo 30: Andere deutsche Städte setzen Tempolimit bereits um
Andere deutsche Städte sind in ihren Planungen schon weiter. Im Rahmen eines Pilotprojekts planen Frankfurt und Freiburg zukünftig mit Tempo 30. „Die Leistungsfähigkeit für den Verkehr wird durch Tempo 30 nicht eingeschränkt, die Aufenthaltsqualität dagegen spürbar erhöht“, so der Wortlaut einer gemeinsamen Erklärung von sieben Städten, zu denen noch Leipzig, Münster, Augsburg, Hannover und Ulm gehören.
In Stuttgart wurde ein Tempolimit von 40, dank Luftreinhalteplan der vom Feinstaub geplagten Stadt, bereits umgesetzt. *Merkur.de ist ein Teil von IPPEN MEDIA