Deutsche Unternehmen in Russland: Behörden fordern Mitarbeiterdaten zur Teilmobilmachung
Deutsche Unternehmen mit Sitz in Russland stecken in der Bredouille. Russische Militärbehörden fordern Informationen zu den Mitarbeitern – um sie für den Krieg einzuziehen.
Moskau – Vor gut einem Monat hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine Teilmobilmachung im Land angekündigt. Doch die Sorge, schon bald als Soldat in die Ukraine einmarschieren zu müssen, hat viele wehrpflichtige Russen in die Flucht geschlagen. Zudem hat das Land noch ein weiteres Problem bei der Einberufung der Männer. Denn dort gibt es kein Meldewesen wie in Deutschland. Heißt also: Um die richtigen Kandidaten zum Einzug zu finden, müssen andere Methoden herhalten.
Teilmobilmachung in Russland: Unternehmen müssen Wehrstatus dokumentieren
Dabei kommen dann die Firmen in Russland ins Spiel. Denn jedes Unternehmen ist laut Handelsblatt dazu verpflichtet, den Wehrstatus zu dokumentieren. Die für Russland extrem wertvollen Informationen liegen also bei den Arbeitgebern der potenziellen Soldaten. Für deutsche Unternehmen, die noch in Russland tätig sind, wird das zur Zwickmühle. Die Teilmobilmachung habe viele deutsche Unternehmen in Russland in eine „fürchterliche Lage“ gebracht, erklärte ein Manager, der anonym bleiben möchte, dem Spiegel.
Das Handelsblatt erfuhr von mehreren deutschen Unternehmen, dass sie von der russischen Militärbehörde kontaktiert und um die Herausgabe der Daten von wehrpflichtigen Männern gebeten wurden. Das berichten etwa der Landmaschinenhersteller Claas, als auch der Baustoffhersteller Knauf. Bei Letzterem wurden erst kürzlich zehn Mitarbeiter einberufen, wie der Spiegel berichtet.
Viele andere Firmen, welche ebenfalls von der Militärbehörde gedrängt werden, möchten anonym bleiben. Grund dafür ist die Sorge, dass der russische Staat dann härter gegen das Verweigern der Datenherausgabe vorgehen könnte.

Ukraine-Krieg: Unternehmen nimmt zum Schutz der Mitarbeiter Bußgelder in Kauf
Da der Großteil der deutschen Unternehmen mit Sitz in Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine ablehnt, wird mit allen Mitteln versucht, die wehrpflichtigen Mitarbeiter nicht zu verraten. Zudem würde das ja auch bedeuten, dass wichtige Arbeitskräfte im Betrieb verloren gehen.
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Ein Unternehmen arbeitet laut Handelsblatt vor Ort sogar schon mit einem spezialisierten Anwalt, um keine, oder nur verzögerte Angaben machen zu müssen. Doch das kostet: „Die dabei entstehenden Bußgelder übernehmen wir als Unternehmen“, heißt es. Sollten den Konzernmanagern in Russland jedoch strafrechtliche Konsequenzen drohen, müssen sie sich „wohl oder übel beugen.“ (ph)