Ukraine-News: Angst vor Gas-Embargo – Handel bereitet Notfall-Produkte vor

Ein Gas-Embargo würde die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Handelsmarken-Hersteller bereiten sich darauf mit unterschiedlichen Strategien vor – unter anderem mit Notfall-Produkten.
Berlin – Seit Mittwoch fließt weniger Gas nach Deutschland. Aktuell kommen pro Tag rund zehn Millionen Kubikmeter Gas weniger an. Und eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Angesichts der Entwicklung arbeiten viele Unternehmen mit Hochdruck an Plänen für den Fall eines umfassenden Gas-Embargos, auch in der Lebensmittel-Industrie.
Gas-Embargo: Lieferschwierigkeiten für Handelsmarken-Hersteller
Neu sind die Probleme für nicht. In den vergangenen Monaten haben immer mehr Hersteller von Lebensmitteln und Haushaltsprodukten wegen Materialmangels Rezepturen und Verpackungen angepasst, berichtet die Lebensmittelzeitung. Vorprodukte-Hersteller wie etwa der Chemiekonzern BASF hätten wiederholt Schwierigkeiten, Rohstoffe an die Industrie zu liefern.
Im Falle eines Gaslieferstopps dürfte es zu größeren Lieferausfällen kommen, die die ganze Industrie treffen könnten. „Wenn über Nacht die Erdgaslieferungen aus Russland wegfallen, würde das zu einer irreversiblen Schädigung der Volkswirtschaft führen“, hatte BASF-Chef Martin Brudermüller Ende April auf der Hauptversammlung des Unternehmens gewarnt.
Gas-Embargo: Pläne für Notfall-Produkte bei Herstellern von Handelsmarken
Laut Lebensmittelzeitung bereiten sich einige Handelsmarken-Hersteller auf weitere Einschnitte vor. „Wir sprechen mit Händlern darüber, wie eine Grundrezeptur in einer Standardverpackung aussieht“, sagte ein Handelsmarken-Hersteller aus dem Haushaltsartikel-Bereich, der anonym bleiben möchte, gegenüber der Zeitung. Bei großen Logistikproblemen würde es dann beispielsweise nur ein Handelsmarken-Waschmittel, eine Zahnpasta oder ein Duschgel in jeweils einer Rezeptur geben – „und das wäre es“, sagt der Manager. Diese Produkte würde man dann an alle Handelskunden liefern.
Sprich: Alle Supermärkte würden das gleiche Marken-Waschmittel in nur einer Rezeptur und Verpackung erhalten. „Ich würde das nicht Planwirtschaft, sondern Kriegswirtschaft nennen“, sagt ein beteiligter Manager dazu der Lebensmittelzeitung. Mit diesen Gedanken wird laut dem Bericht bei einzelnen Herstellern von Wasch- und Reinigungsmitteln oder Mundpflegeprodukten gespielt.
Im Lebensmittel-Bereich wird dagegen eher das Anpassen oder Weglassen von Inhaltsstoffen diskutiert – beispielsweise von Sonnenblumenöl. Dieses solle ersetzt werden; im Zweifelsfall könne man Varianten streichen, berichten Branchenteilnehmer der Lebensmittelzeitung. Andere Manager zeigten sich wiederum gegenüber den Plänen mit Notfall-Produkten skeptisch. Dies könne keine längerfristige Lösung sein, sagte ein Manager der Zeitung. Es sei eher hohe Flexibilität geboten als eine Einheitsware für alle Händler.