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Ökonom warnt: Habecks Heiz-Pläne könnten 1000 Milliarden Euro kosten

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Von: Amy Walker

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Die Pläne des Wirtschaftsministeriums zum Heizungsverbot werden teuer. Um ärmere Haushalte bei der Umrüstung zu unterstützen, will die Regierung Förderprogramme aufsetzen. Was soll das alles kosten?

Berlin – Millionen Haushalte sollen in Deutschland in den kommenden 20 Jahren ihre Heizungen austauschen. Nur so können nach Ansicht des Wirtschaftsministeriums die Klimaziele erreicht werden. Deutschland muss umrüsten und von fossilen Energieträgern wegkommen. Dazu wird im Kabinett aktuell ein Gesetzesentwurf der Wirtschafts- und Bauministerien debattiert. Demnach sollen ab 2024 keine neuen fossilen Heizsysteme eingebaut werden dürfen.

RWI-Professor dämpft Hoffnungen: Staatliche Förderungen in der Höhe unrealistisch

Der Referentenentwurf des Wirtschafts- und Bauministeriums sieht vor, die Zahl von Öl- und Gasheizungen in Deutschland schrittweise zu verringern. Zunächst sollen ab 2024 keine neuen Öl- oder Gasheizungen mehr installiert werden dürfen, bis 2045 soll es dann ein komplettes Betriebsverbot für solche Heizsysteme geben. Stattdessen sollen Haushalte auf Heizsysteme setzen, die zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien Wärme erzeugen.

Es müssten also im Laufe der nächsten Dekaden Millionen Heizungen ausgetauscht werden. Nicht jeder Haushalt wird sich das leisten können, weshalb das Ministerium Unterstützung in Form von Zuschüssen, Krediten und Steuererleichterungen versprochen hat. Genau an der Stelle wird Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun einem Medienbericht zufolge ausgebremst: Die Kosten dafür seien einfach zu hoch.

Robert Habeck
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. © Kay Nietfeld/dpa

Zu der Einschätzung kommt Professor Marcel Frondel vom Institut für Wirtschaftsforschung RWI in Essen. Beim RWI ist er der Leiter des Fachbereichs „Umwelt und Ressourcen“. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte er, dass er für die Umsetzung der Maßnahmen auf Kosten in Höhe von einer Billion Euro kommt. Das sind 1000 Milliarden Euro, ein unvorstellbarer Betrag. Das Ministerium selbst schreibt, dass die Kosten noch nicht beziffert werden könnten, beziehungsweise, dass sie „nachgereicht“ werden.

Frondel geht laut Bild auch noch weiter und sagt: „Die Hoffnung auf massive staatliche Unterstützung ist falsch. Der Bundeshaushalt hat nur begrenzte Kapazitäten.“

Auf Anfrage bestätigt das RWI, dass diese Zahlen in einem Gespräch mit der Bild genannt wurden. Allerdings waren sie „nur eine grobe Überschlagsschätzung der Bruttokosten“ und wären vom Institut so niemals kommuniziert worden, so die Presseabteilung des RWI. Es gebe mehrere Einschränkungen zu der Schätzung, zum Beispiel, dass sie nicht berücksichtigt hat, wie viele Heizungen sowieso ausgetauscht werden müssten. Heißt: In dem Zeitungsbericht wurden wichtige Details nicht genannt.

Was kostet die Energiewende? Andere Berechnungen schätzen mehr

Dass die Energiewende teuer wird, ist aber keine große Überraschung. Schon 2019 hat das ifo Institut versucht, die Kosten der Energiewende bis 2050 zu berechnen. Damals kamen die Wirtschaftswissenschaftler auf Kosten zwischen 500 Milliarden und 3000 Milliarden Euro, je nachdem, wie viel CO₂ bis dahin tatsächlich eingespart werden kann. In die Berechnungen flossen Investitionen in die Solar- und Windenergie, in die Infrastruktur im Verkehrssektor, aber auch die Gebäudesanierung ein. Laut der Einschätzung von damals kam aber auch die Schlussfolgerung: „Nach erfolgter Energiewende wäre unsere Energieversorgung nicht teurer als heute.“

Dass die Energiewende für Deutschland also teuer wird, ist keine neue Erkenntnis. Doch die Experten sind sich auch darüber einig, dass keine Energiewende noch teurer wäre. Immer wieder stellen Ökonomen hierzu Berechnungen auf und kommen zum gleichen Ergebnis: Im fossilen Zeitalter zu verbleiben, birgt nicht nur Klimarisiken, sondern auch untragbar hohe Kosten.

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