Lidl-Zäsur: Verkauf von Markenprodukt bei Discounter dauerhaft gestoppt

Nestlé hat seit längerem keinen Spaß mehr an seinem Wassergeschäft. Nun stoppt der Nahrungsmittelriese bei Lidl den Verkauf eines seiner bekanntesten Produkte.
Frankfurt - Bei Lidl steht ein Zäsur an. Ab November werden die Kunden kein Wasser der Marke Vittel mehr in den Läden des Discounters finden. Das berichtet das Manager Magazin. Ursache dafür ist diesmal offenbar kein Streit um Lieferbedingungen, wie es in der Vergangenheit des Öfteren passiert ist. Denn der bis Ende Oktober laufende Liefervertrag zwischen Lidl und dem Vittel-Hersteller Nestlé wurde im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert. Eine Nestlé-Sprecherin wollte gegenüber dem Magazin keine konkreten Angaben machen, wie es mit den anderen Vittel-Vertriebspartnern weitergehen wird.
Nestlé stellt Vittel-Verkauf bei Lidl ein: Wassermarke erhielt Negativ der Deutschen Umwelthilfe
Der Lieferstopp bei Lidl ist offenbar Teil eines Rückzugs von Nestlé aus dem Wassergeschäft, mit dem die Schweizer in den letzten Jahren nicht viel Freude hatten. Denn es wird von Umweltverbänden heftig kritisiert. So hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Vittel 2019 den Negativpreis Goldener Geier verliehen.

Moniert wurden das Abfüllen des Wassers in Plastik-Einwegflaschen und die langen Transportwege. Denn Vittel kommt aus der gleichnamigen Ortschaft in den französischen Vogesen. Dass die meisten Vittel-Flaschengrößen inzwischen zu 100 Prozent aus recyceltem PET bestehen, hat nichts an der sinkenden Beliebtheit der PET-Flaschen geändert.
Nestlé stellt Vittel-Verkauf bei Lidl ein: Abfüller soll verantwortlich für sinkenden Grundwasserspielgel sein
Nestlé steht im Falle von Vittel unter besonderem Druck. Laut Manager Magazin hat Nestlé die Erlaubnis der Behörden, bis zu einer Million Kubikmeter Wasser in Plastikflaschen abzufüllen. Doch durch die Wasserentnahmen soll der Grundwasserspiegel der Ortschaft sinken, und das jährlich um 30 Zentimeter. Damit für die Produktion genug Wasser da ist, sollte sogar eine Pipeline gebaut werden, die die Einwohner mit Wasser aus den umgebenden Regionen versorgt. Doch das Projekt wurde wieder abgeblasen.
Zudem wurden im Umgebung der Kleinstadt eine Vielzahl von alten und verrotteten Vittel-Plastikflaschen gefunden. Laut Nestlé wurde inzwischen an fünf Standorten mit der Sanierung begonnen.
Nestlé stellt Vittel-Verkauf bei Lidl ein: Unternehmen zieht sich weltweit aus Wassergeschäft zurück
Der Schritt dürfte Nestlé nicht allzu schwer gefallen sein. Denn der Abschied von Lidl passt zur Strategie des Schweizer Konzerns, sich aus dem globalen Wassergeschäft zurückzuziehen. 2020 hatte Nestlé das Wassergeschäft in China abgestoßen. Ende März 2021 wurden in Nordamerika die regionalen Quellwassermarken, das Geschäft mit aufbereitetem Flaschenwasser und die Getränkelieferdienste verkauft.
Die Wassersparte ist nach Informationen des Handelsblattes die ertragsschwächste der Konzerns. Im ersten Halbjahr lag deren operative Ergebnismarge bei 8,9 Prozent, im ganzen Konzern bei 17,4 Prozent. Wasser trug zuletzt fünf Prozent zum Umsatz bei.