„Weltweites, neuronales Netzwerk“ - So plant Volkswagen das Auto der Zukunft

Volkswagen stellt eine Strategie vor, für die zukünftigen Formen der (Auto-)Mobilität. Der Verbrenner wird auf das Abstellgleis gesteuert, eine „Super-Plattform“ kommt.
Wolfsburg – Der Werbespruch gehört zu den knappsten aller Zeiten und er bleibt – in zahlreichen Ländern in deutscher Sprache eingesetzt – einer der einprägsamsten: „VW – Das Auto“, 2016 wurde er von VW aufgegeben, und am Dienstag kehrte er in leicht abgeänderter Form zurück: „New Auto“. Unter diesem Motto stellte die Führungsspitze des Konzerns eine neue Strategie vor. Elektroautos sollen ab 2030 beim Konzern-Geschäft an den Verbrennungsmotor-Modellen vorbeiziehen.
Und schon mittelfristig sollen bei Volkswagen die mittlerweile etwas unübersichtlich gewordenen fünf Konzern-Plattformen – MQB, MSB, MLB, MEB, PPE – langfristig, wie Konzernchef Herbert Diess sagte, einer einzigen Architektur weichen: Der Scalable Systems Plattform (SSP) – also einer Plattform, auf deren Basis alle Modelle aufbauen werden. Eine „Super-Plattform“ – so Diess. Das wird auch bei der elektrifizierten Mittelklasse ID.6 eine große Rolle spielen.
VW-Strategie der Zukunft: Preis für Mobilität soll fallen - Gewinne stark ansteigen
Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Super-Plattform noch Platz für einen herkömmlichen Antrieb mit Benzin oder Diesel hat. Umgekehrt gibt es viele Länder in der Welt, die noch lange nicht die notwendige elektrische Infrastruktur bereitstellen können. Viel spricht daher dafür, dass der Modulare Querbaukasten (MQB) noch eine ganze Weile überleben wird. Es ist der mit quer eingebautem Verbrennungsmotor, auf dem heute in die meisten und wichtigsten Modelle aufbauen, darunter der VW Golf. Die anderen Baukästen unter der Regie von Audi und Porsche werden wohl aus dem Konzernsortiment verschwinden.
Doch ohnehin kommt dem Antrieb in der Zukunft nicht mehr die entscheidende Rolle zu. Es geht vielmehr darum, wie man die Zeit im Fahrzeug, das autonom fährt, verbringt. Im Gespräch mit Freunden oder bei einem Film, schlägt Diess vor. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob es das eigene Auto ist, ein geteiltes oder ein autonom fahrendes Taxi. Wie viele Konkurrenten sieht sich VW mehr und mehr als Mobilitätsdienstleister. Der Preis für Mobilität fällt, verspricht Diess, gleichzeitig sollen die Gewinne des Konzerns stark steigen. Er verweist dabei auf die Hightech-Branchen, denne dieses Kunststück bereits gelungen ist. Auf einen seiner Innovationstreiber muss Volkswagen nun jedoch erstmal verzichten, aufgrund Long Covid.
Volkswagen: Konzernchef Diess will Autos in Hardware und Software teilen
Und Herbert Diess weist darauf hin, in welcher Liga er künftig spielen will: „Unser Markt ist das Zehnfache des Smartphone-Marktes“, sagte er. Eine Schlüsselrolle im einen wie im anderen spielt Software, oder wie VW nun formuliert, „Software-Stacks“. Stacks sind Stapel. Es geht also um Angebote wo man sich für das längst fertige Auto neue Ausstattungen befristet oder dauerhaft per Download aus dem Stapel zubuchen kann. Beispielsweise ließe sich die Software für das autonome Fahren für eine gewisse Zeit buchen, die dafür nötige Hardware will Volkswagen ohnehin in allen Autos des Konzerns verbauen.
Und jedes der Autos der Zukunft soll dauerhaft mit jedem anderen verbunden sein. Teile eines „weltweiten neuronalen Netzwerks“, wie Diess sagt, das dafür sorgen soll, dass Fahren sicherer wird als je zuvor, weil sich alle Teilnehmer gegenseitig laufend austauschen. In diesem Hinblick wird vermutlich auch eine fundamentale Kehrtwende beim Thema Tempolimit eine Rolle spielen.