Kaputte Ladesäulen, fehlende Reichweite: Urlaubsfahrt im ID.3 von VW wird für Rentner-Paar zum Horror-Trip

Eine Urlaubsfahrt in einem nagelneuen VW ID.3 wurde für ein zwei Rentner zum Elektroauto-Horror-Trip. Verkehrsminister Scheuer bekam deshalb unliebsame Post.
Freiburg - Einmal in die Provence, bitte: Eigentlich wollte sich ein Rentnerpärchen bei einem Trip nach Frankreich entspannen. Der nagelneue Elektro-Golf der beiden, ein VW ID.3, sollte zeigen, was er draufhat. Die Fahrt wurde zur Horrorstory in zwölf Akten.
Eigentlich sollte die 790 Kilometer lange Strecke von Freiburg zum anvisierten Zielort in Süden Frankreichs in unter sieben Stunden zu schaffen sein. Das meint zumindest Google Maps. Kaputte Ladesäulen, ungenaue Apps und plötzlich sinkende Reichweitenanzeigen im neuen ID.3 ließen aus sieben Stunden allerdings 26 Stunden werden. Die beiden Rentner haben die „Horrorfahrt“ dokumentiert. Schwer enttäuscht haben sie ihr Reiseprotokoll an den deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und an Focus Online geschickt.
„Horrorfahrt“ im nagelneuen ID.3 von VW: Nur 178 Kilometer Reichweite
Der Reihe nach: Im Februar hat das süddeutsche Rentnerpaar seinen nagelneuen, metallic-grauen und edel ausgestatten ID.3 von Volkswagen in Empfang genommen. Rund 35.000 Euro kostet so ein Auto. Am Mittwoch vergangener Woche um 10 Uhr dann Aufbruch nach Frankreich – gründlich vorbereitet, schließlich ist es der erste längere Trip im Elektro-Golf. „VW We Charge“-Ladekarte, „WeConnect ID“- und „Chargemap“-App, alles an Bord.
Obwohl VW eine Reichweite von 550 Kilometern verspricht, stand der erste Ladestopp laut Focus Online schon nach 178 km auf der Raststätte „Aire Ecot“ an der A36 in Frankreich an. Weil die Ladestation dort entgegen aller App-Informationen kaputt war, suchte das Paar einen VW-Händler einige Kilometer abseits der Autobahn auf. Bei Regen und Sturm schloss sie dort ein VW-Mitarbeiter an eine 22 KW-Steckdose an. „Nach zwei Stunden Ladezeit werden wir mit 40 Prozent Ladung entkoppelt und fahren weiter nach Besancon“, heißt es im Protokoll, dass der Rentner vom Horrortrip erstellt. Doch die Vorzeichen stehen gut, dass derartige Langstrecken bald sogar ohne Ladestopp bewältigt werden können.
ID.3-„Horrorfahrt“ nach Frankreich: Ladestation? Fehlanzeige!
Um 14 Uhr an der nächsten Raststätte dasselbe Spiel: Die App lügt, keine Ladestation weit und breit, wieder die Suche einer 22 KW-Steckdose abseits der Autobahn. Bis 18.30 Uhr soll der Ladevorgang abgeschlossen sein, meint das Display. Im Dunkeln geht es weiter auf der A 36 bis „Aire de Glanon“ – und tatsächlich, endlich eine 50 KW- Ladestation, die funktioniert. Leider bleibt das ein Einzelfall. Auf der nächsten Raststätte wird die Ladekarte der Rentner an nicht akzeptiert. Wieder muss eine Steckdose mit 22 KW genügen. Gegen 21 Uhr haben die beiden gut die Hälfte der Strecke geschafft.
Wer meint, dass es jetzt besser wird, der irrt: Auch die nächsten beiden Ladestopps scheitern an der nicht funktionierenden Ladekarte, dann ein mitternächtlicher Zwischenstopp auf einem Grusel-Parkplatz, dann eine Raststätte, die wegen Umbau geschlossen ist. Mit dem letzten Fünkchen Strom schaffen es die beiden zu VW-Niederlassung abseits der Autobahn, laden ihr Auto noch einmal und kommen nach genau 26 Stunden in ihrem Ferienappartement an.
Nach Odyssee im VW ID.3: Andreas Scheuer bekommt Post
Das Paar scheint starke Nerven zu haben: Denn selbst nach dieser Horrorfahrt bezeichnet der Rentner bei Focus Online seinen VW ID.3 als „großartiges Fahrzeug mit bestem Komfort“. Er hält die Elektromobilität nach wie vor für zukunftsweisend, allerdings hinke Europas Ladenetz für Elektroautos meilenweit hinterher. Verkehrsminister Andreas Scheuer und die EU-Verkehrskommission bekamen deshalb Post vom Rentner, noch während er in Frankreich ist. Bleibt zu hoffen, dass wenigsten die Rückfahrt besser wird.
Im Netz gibt es unterdessen Zweifel an der Tauglichkeit des VW ID.3 als Polizeiauto - es wird sich gar schlapp gelacht.