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Spannung vor Aufsichtsratssitzung
VW: Auslastungsprobleme im Stammwerk - Was wird aus Wolfsburg?
- vonThomas Schmidtutzschließen
Auf der alljährlichen Planungsrunde von Volkswagen werden die zentralen Weichen im Konzern gestellt. Im Stammwerk in Wolfsburg ist die Spannung vor der Aufsichtsratssitzung am Freitag besonders groß.
- Bei Volkswagen steht der Höhepunkt des Jahres an.
- Am Freitag entscheidet der Aufsichtsrat über Werksbelegungen und Investitionen.
- Das Stammwerk in Wolfsburg braucht dringend ein neues Modell.
München - Das VW*-Stammwerk in Wolfsburg steht vor der Zusage für ein weiteres Modell. „Wolfsburg wird voraussichtlich den Zuschlag für ein zusätzliches Fahrzeug erhalten“, sagte eine mit Vorgängen vertraute Person am Mittwoch gegenüber Merkur.de*. Die Entscheidung dafür werde wohl bereits am kommenden Freitag getroffen. Dann kommt der Aufsichtsrat zu seiner alljährlichen Planungsrunde zusammen. Sie entscheidet über zentrale strategische Fragen wie Investitionen und Werksbelegungen.
Bei dem zusätzlichen Modell werde es sich um einen weiteren SUV auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) der Kernmarke VW handeln, heißt es. Volkswagen baut mit seinen rund 20.000 Beschäftigten im Stammwerk derzeit neben sämtlichen Golf-Varianten auch den Tiguan, den Touran sowie den Seat Tarraco mit Verbrenner- bzw. Hybrid-Antrieb. Ab 2021 soll nun ein weiteres Modell hinzukommen. Einschließlich der Mitarbeiter in der Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung beschäftigt VW insgesamt rund 60.000 Menschen am Konzernsitz in Wolfsburg.
Aus Branchenkreisen heißt es, bei dem neuen Modell für Wolfsburg könnte es sich möglicherweise um den VW Atlas handeln. Der Siebensitzer wird bislang im VW-Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee sowie bei Volkswagen in Shanghai produziert. In China sowie weiteren Märkten firmiert das Modell unter dem Namen VW Teramont.
VW: Wolfsburg dürfte Zuschlag für Fahrzeug auf MQB-Plattform erhalten
Ähnlich wie der Seat Tarraco und der Tiguan setzt auch der VW Atlas bzw. Teramont auf der MQB-Plattform für Fahrzeuge mit langem Radstand auf. Bislang war dieses Modell nicht für die zentral-europäischen Märkte vorgesehen. Das könnte sich nun möglicherweise ändern.
Die Diskussion um die Belegung des Stammwerks hält die Mitarbeiter in Wolfsburg seit längerem in Atem. Erst im September hatte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh erneut auf die sinkende Auslastung hingewiesen und neue Modelle gefordert. Im laufenden Jahr würden in Wolfsburg wegen der Corona-Pandemie gerade noch 500.000 Autos gebaut, hatte Osterloh in einem Interview mit der Braunschweiger Zeitung bemängelt. Doch selbst ohne die Pandemie wären in Wolfsburg im laufenden Jahr „nicht mehr als 700.000“ Autos vom Band gelaufen.
Das Werk sei jedoch auf ein höheres Produktionsvolumen ausgerichtet. „Erst ab 700.000 Fahrzeuge kommen wir auf einen grünen Zweig“, mahnte Osterloh, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns ist. Der Trend werde noch dadurch verschärft, dass das Golf-Segment unter Druck stehe. Daher müsse zeitnah ein zusätzliches Modell her.
"Immer wieder lese ich von einer „Wette auf E-Mobilität“ – eine sehr oberflächliche Einschätzung. Ein Vorstandsteam, das für 670.000 Arbeitsplätze weltweit verantwortlich ist, schließt selbstverständlich keine Wetten ab!", so unser CEO Herbert Diess.https://t.co/pfZP4047uB
— Volkswagen Group (@VWGroup) November 5, 2020
Zusätzlich forderte der einflussreiche Belegschaftsvertreter mittelfristig ein reines E-Auto für Wolfsburg. Eine entsprechende Entscheidung sei am Freitag aber noch nicht zu erwarten. „Das ist ein Thema für die Planungsrunde 70 im November 2021“, heißt es aus Wolfsburg. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen Digital Redaktionsnetzwerks.