Weihnachtsgeld: So süß klingeln die Kassen bei den Mitarbeitern der Dax-Unternehmen
Millionen Beschäftigte dürfen sich über Weihnachtsgeld freuen. Unsere Redaktion hat bei den größten Arbeitgebern nachgefragt, was sie zahlen – und wie sie sonst die Inflation ausgleichen.
Berlin – Weihnachten steht vor der Tür. Und Millionen Arbeitnehmer dürfen sich auch in diesem Jahr über Extra-Geld freuen – vor allem dann, wenn sie in Betrieben mit einem Tarifvertrag arbeiten.
Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kürzlich mitteilte, bekommen 79 Prozent der Tarifbeschäftigten in Deutschland Weihnachtsgeld. Zum Vergleich: In tariflosen Betrieben sind es nur 42 Prozent. Hier sind auch die Löhne im Schnitt niedriger.
Forscher: „Weihnachtsgeld ist so wichtig wie nie zuvor“

Fakt ist: Angesichts steigender Energiepreise können Arbeitnehmer in diesem Jahr jeden Euro mehr in der Tasche gut gebrauchen. Der Leiter des VDI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten, sagt: „Angesichts historisch hoher Inflationsraten ist für viele Beschäftigte das Weihnachtsgeld so wichtig wie nie zuvor.“
Auch die Bundesregierung will unter die Arme greifen: Arbeitgeber können ihrer Belegschaft bis zu 3000 Euro zusätzlich gewähren – steuer- und abgabenfrei. Doch welches Unternehmen zahlt sie? Wo gibt es wie viel Weihnachtsgeld? Und was tun die Firmen sonst noch, um die Belastung der Beschäftigten durch steigende Preise abzufedern?
Der Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA hat bei Deutschlands Top-Unternehmen nachgefragt. Hier ist das Ergebnis.
Deutsche Bank: Weihnachtsgeld und 1500 Euro steuer- und abgabenfrei
Bei der Deutschen Bank darf sich „die große Mehrheit der Tarifbeschäftigten“ über ein Weihnachtsgeld freuen. Deutschlands größtes Geldhaus zahlt seinen Tarifangestellten – sofern sie Vollzeit arbeiten – zudem eine steuer- und sozialabgabenfreie Prämie in Höhe von 1500 Euro aus. Das gilt auch für die Tochtergesellschaften hierzulande.
Qiagen: Biotech-Unternehmen zahlt Weihnachtsgeld – und erhöht Essenszuschuss
An „berechtigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ zahlt Qiagen ein Weihnachtsgeld in Höhe eines Monatsgehalts. Außerdem erhalten die Beschäftigten in 20 Ländern, die besonders von der Inflation getroffen sind, eine einmalige Sonderzahlung. Insgesamt profitiert davon laut Unternehmensangaben die Hälfte der Mitarbeiter. Auch sonst kommt das Biotech-Unternehmen der Belegschaft entgegen: Der Essenszuschuss wurde erhöht und Preissteigerungen des Kantinenbetreibers nicht weitergegeben.
Allianz: 500 Euro Einmalzahlung und ein eigener Fonds
Wer bei der Allianz vom Manteltarifvertrag profitiert, bekommt ein Weihnachtsgeld in Höhe von 0,8 Bruttomonatsgehältern – wie auch in den Jahren zuvor. Außerdem zahlt die Allianz allen Beschäftigten 500 Euro steuer- und abgabenfrei aus. Teilzeitkräfte profitieren davon anteilig. Für Mitarbeiter mit besonderem Bedarf – etwa Alleinerziehende – hat die Allianz zudem einen zusätzlichen Fonds eingerichtet.
Beiersdorf: Weihnachtsgeld und volle 3000 Euro für die Mitarbeiter
Der Hamburger Konsumgüterkonzern zahlt Vollzeitbeschäftigten ein Weihnachtsgeld in Höhe von 230 Euro, Teilzeitbeschäftigte bekommen es anteilig, mindestens aber 115 Euro. Der Kinderzuschlag beträgt 62 Euro. Beiersdorf zahlt seinen Beschäftigten – in zwei Tranchen – außerdem das sogenannte „Inflationsgeld“ in Höhe von 3000 Euro – das ist eines der Ergebnisse des Tarifabschlusses für die Chemische Industrie.
Siemens Energy: Weihnachtsgeld, eine Lohnerhöhung und Inflationsausgleich
Tarifbeschäftigte erhalten ein Weihnachtsgeld „von bis zu 55 Prozent des durchschnittlichen Monatsentgelts“. Der jüngste Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie sieht außerdem – neben einer Lohnerhöhung – 1500 Euro Inflationsausgleichsprämie bis Februar 2023 und weitere 1500 Euro bis Februar 2024 vor.
BASF: Volles Weihnachtsgeld und 3000 Euro oben drauf
BASF-Mitarbeiter erhalten ein volles Weihnachtsgeld, das heißt, es entspricht einem Monatsgehalt. Der Chemieriese schüttet an seine rund 23.500 Tarifbeschäftigten nach Unternehmensangaben etwa 119 Millionen Euro aus. Außerdem bekommen die Mitarbeiter – so sieht es der Tarifabschluss in der Chemie-Industrie vor – die steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro, aufgeteilt in zwei Tranchen.
Vonovia: Bereitschaft zur Hilfe ist da – aber keine Angaben über Höhe
Der Wohnungskonzern aus Bochum teilte unserer Redaktion mit: „Wir unterstützen den Ansatz der Bundesregierung, in Zeiten steigender Inflation und hoher Energiepreise Mitarbeitende und ihre Familien finanziell zu stärken. In welcher Form dies geschieht, werden wir zeitnah entscheiden.“
EON: Weihnachtsgeld ja, Inflationsausgleich vielleicht
Die Energiekonzern EON „begrüßt die Möglichkeit, eine steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie zu gewähren“ – allerdings hat das Unternehmen noch keine Entscheidung über die Auszahlung getroffen. Dies soll Teil der nächsten Tarifgespräche sein. EON gewährt seinen tarifgebundenen Mitarbeitern aber ein Weihnachtsgeld. Die Höhe beträgt bis zu einer vollen Monatsvergütung.
Adidas: Weihnachtsgeld gibt es – Sonderzahlung wird geprüft
Wie der Sportartikelhersteller mitteilt, erhalten die Tarifbeschäftigten ein Weihnachtsgeld. Zur Höhe will sich Adidas auf Anfrage des Münchner Merkur nicht äußern. Ob es eine Inflationsprämie gibt, ist aktuell noch nicht klar. Adidas „prüft die Umsetzung einer Sonderzahlung entsprechend der gesetzlichen Regelungen.“
Merck: Deutschland-Mitarbeiter bekommen Weihnachtsgeld – und volles Inflationsgeld
Auch beim Chemiekonzern Merck profitieren die Beschäftigten von tariflichen Regelungen: Das Inflationsgeld in Höhe von 3000 Euro bekommen sie komplett, zudem verweist das Unternehmen auf weitere freiwillige Leistungen wie eine betriebliche Altersvorsorge. Merck-Mitarbeiter in Deutschland dürfen sich mit dem Dezembergehalt auch über ein 13. Monatsgehalt freuen.
Deutsche Post: Weihnachtsgeld nach Tarifgruppe
Wer mindestens zwölf Monate ununterbrochen bei der Deutschen Post gearbeitet hat, bekommt ein 13. Monatsentgelt. Die Höhe hängt von der tariflichen Eingruppierung ab. Bezüglich der Inflationsprämie gibt es bei der Deutschen Post „keine Entscheidung“, teilte ein Sprecher mit.
Daimler Truck: Weihnachtsgeld hängt ab von der Betriebszugehörigkeit – voller Inflationsausgleich
In der Metall- und Elektroindustrie ist die Höhe des Weihnachtsgeldes tarifvertraglich festgelegt. Sie beträgt 25 bis 55 Prozent eines Monatsentgelts – je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit. Da Daimler Truck zur Metall- und Elektroindustrie gehört, bekommen die Beschäftigten auch das volle Inflationsgeld in Höhe von 3000 Euro.
Continental: Für die Beschäftigten gibt es das komplette Inflationsgeld
Konzernweit kommen bei Continental unterschiedliche Tarifverträge – sowohl Metall als auch Chemie – zur Anwendung. Beide Tarifverträge sehen jeweils eine Prämie von insgesamt 3000 Euro vor. Die außertariflichen Beschäftigten erhalten Anfang 2023 eine Inflationsprämie in Höhe von 1500 Euro. Zum Weihnachtsgeld macht das Unternehmen aus Hannover keine Angaben.
Deutsche Telekom: Unterstützung bei kleinen und mittleren Einkommen
Die Telekom unterstützt die Mitarbeiter in unteren und mittleren Tarifgruppen mit Sonderzahlungen von insgesamt 1000 Euro – aufgeteilt in dieses und nächstes Jahr. Für weitere Prämien „gibt es derzeit keine weiteren Planungen“, teilt das Bonner Unternehmen mit.
Fresenius: Tarifvertrag sichert Inflationsgeld in voller Höhe
Für die Mitarbeiter des Gesundheitskonzerns Fresenius – mit Ausnahme der Beschäftigten der Helios Kliniken – gilt der Tarifvertrag der chemischen Industrie. Sie erhalten also in zwei Tranchen die 3000 Euro als steuer- und abgabenfreies Inflationsgeld. Teilzeitbeschäftigte erhalten mindestens 500 Euro, Azubis genau 500 Euro. Ebenfalls im Tarifvertrag ist das 13. Monatsgehalt geregelt.
Henkel: Weihnachtsgeld und voller Inflationsausgleich dank Tarifvertrag
Der Henkel-Konzern zahlt seinen Mitarbeitern ein 13. Monatsgehalt. Außerdem profitieren die Beschäftigten – dank Tarifvertrag – von einem vollen tariflichen Inflationsgeld in Höhe von 3000 Euro, das in zwei Tranchen ausgezahlt wird.
BMW: Beschäftigte bekommen Weihnachtsgeld und 3000 Euro
Auch beim Münchner Autobauer BMW richtet sich das Weihnachtsgeld nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Außerdem zahlt BMW die vollen 3000 Euro Inflationsausgleich.
Heidelberg Materials: Mitarbeiter bekommen „in der Regel“ Weihnachtsgeld
Bei Heidelberg Materials bekommen Mitarbeiter „in der Regel“ ein 13. Monatsgehalt. Das regelt der Tarifvertrag. Zu weiteren Sonderleistungen äußerte sich das Unternehmen auf Anfrage mit, teilte nur mit, dass man sich „unternehmensintern derzeit zu diesem Thema“ abstimme.
Bayer AG: Volles Weihnachtsgeld, voller Inflationsausgleich
Die rund 13.500 Tarifbeschäftigten der Bayer AG erhalten auch in diesem Jahr ein Weihnachtsgeld in Höhe eines vollen Monatsentgelts bzw. einer monatlichen Ausbildungsvergütung, teilt der Leverkusener Konzern mit. Außerdem erhalten die Beschäftigten die vollen 3000 Euro als einmaliges steuer- und abgabenfreies Inflationsgeld. Über Benefits für außertarifliche Beschäftigte und leitende Angestellte hat das Unternehmen noch nicht entschieden.
MTU Aero Engines: Weihnachtsgeld gibt es – gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit
Das Münchener Luftfahrtunternehmen MTU Aero Engines zahlt seinen Mitarbeitern ein Weihnachtsgeld. Es kann – gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit – bis zu 55% eines Monatsverdienstes betragen. Auch vom Inflationsausgleich profitieren die Mitarbeiter, da sie dem Tarifbereich der Metall- und Elektroindustrie angehören.
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Symrise: Für die Tarifbeschäftigten entspricht das Weihnachtsgeld einem Monatsentgelt
Auch bei Symrise gibt es Weihnachtsgeld: Für die Tarifmitarbeiter liegt es bei der Höhe eines durchschnittlichen Monatsentgelts. Mit der Gewerkschaft IGBCE verhandelt das Unternehmen zudem einen Haustarifvertrag – die Möglichkeit einer steuerfreien Zahlung ist Teil der Verhandlungen. Außerdem teilt das Unternehmen mit, das Essen in seinen Kantinen mit 50 % des Preises zu bezuschussen.