„Aufdringlich, aggressiv, unverständlich“: Verbraucherschützer nehmen WhatsApp ins Visier

Für WhatsApp reißt der Ärger nicht ab. Jetzt werfen Verbraucherschützer dem Dienst vor, User mit „aggressiven Nachrichten“ zur Annahme neuer Datenschutz-Bestimmungen gedrängt haben.
Brüssel - WhatsApp hat seit gut einem halben Ärger wegen neuer Datenschutz-Einstellungen. Jetzt nehmen auch noch Verbraucherschützer die Facebook-Tochter ins Visier. WhatsApp habe User auf „unangemessene Weise“ zur Annahme der neuen Datenschutz-Regeln gedrängt, wirft die Verbraucherschutz-Organisation Beuc dem Messenger-Dienst vor.
Dabei habe das Unternehmen Nutzer mit „hartnäckigen und aggressiven Nachrichten unter Druck gesetzt“ und damit die EU-Regeln gegen unlautere Geschäftspraktiken verletzt, argumentierte der Verband in seiner Beschwerde bei der EU-Kommission am Montag.
Außerdem seien die neuen Richtlinien laut Beuc auch noch so „unverständlich“ formuliert, dass User nicht verstehen könnten, welche Folgen sich aus einer Zustimmung zur Verwendung ihrer Daten ergebe. Auch dies verletze europäische Verbraucherschutz-Gesetze, die grundsätzlich klare und transparente Kommunikation einforderten.
WhatsApp weist Vorwürfe zurück
Der US-Konzern wies die Anschuldigungen zurück. Die Beschwerde basiere auf einem Missverständnis der Ziele und Folgen der neuen Regeln. Das Update erkläre die Möglichkeiten zur Kommunikation mit Unternehmen über WhatsApp und mache transparenter, wie Daten gesammelt und verwendet würden, hieß es.
Der zu Facebook gehörende Chatdienst war angesichts der unerwartet heftigen Kritik und des massenhaften Wechsels viele User zu anderen Diensten im Frühjahr schrittweise von seinen Plänen abgerückt. Ursprünglich sollten Nutzer, die dem Update nicht zustimmen, mit der Zeit den Zugriff auf Grundfunktionen verlieren. Inzwischen drohen ihnen keine Konsequenzen mehr. Nur die neuen Funktionen zur Kommunikation mit Unternehmen wird man lediglich nach Zustimmung zum Update nutzen können. WhatsApp zufolge waren sie der zentrale Grund für die Änderung der Nutzungsbedingungen.
WhatsApp: „Wir müssen klarer kommunizieren“
Auslöser für die Kritik war die Einschätzung, dass mit dem Mitte Mai in Kraft getretenen Update mehr Daten mit der Konzernmutter Facebook geteilt werden sollen. WhatsApp weist dies zurück. Zugleich wird betont, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der auch der Dienst selbst keinen Zugang zu Inhalten habe, nicht aufgeweicht werde. WhatsApp hat mehr als zwei Milliarden Nutzer.
WhatsApp-Chef Will Cathcart räumte vor einigen Wochen Fehler bei der Ankündigung der neuen Regeln ein. „Wir müssen klar kommunizieren, was wir machen und warum.“ Dies habe WhatsApp verpasst. „Wir wurden erst klarer, als wir die Verwirrung sahen. Das geht auf unsere Kappe“, sagte er. Ein Großteil der Nutzer akzeptiere die neuen Regeln, betonte Cathcart.
WhatsApp: Stiftung Warentest rät zu Datenschutz-Einstellungen
Die Stiftung Warentest hatte bereits im Frühjahr Usern konkrete Empfehlungen zu ihren Datenschutzeinstellungen gegeben. Unter anderem rieten die Verbraucherschützer, den Zugriff auf Fotos und Kontakte zu beschränken. (dpa/PB/utz)