Großer Bedarf – zu wenig Umsetzung: Wohnungsbau in Deutschland stockt massiv
Beim Häuser- und Wohnungsbau in Deutschland hakt es offenbar stark. Im Jahr 2022 wurden weit weniger Vorhaben in die Tat umgesetzt, als ursprünglich geplant.
München – Der Bedarf an Wohnraum ist in Deutschland riesig. Doch die ambitionierte Zielsetzung in Sachen Wohnungsbau ist im vergangenen Jahr verfehlt worden. Die Zahl der genehmigten Wohnungen im Neu- und Umbau ist laut Statistischem Bundesamt um 6,9 Prozent auf 354.400 Vorhaben gesunken. Das bedeutet den niedrigsten Stand seit 2018, als 346.800 Bewilligungen vollzogen wurden.
Der nun vermeldete Rückgang beziffert sich konkret auf 6,9 Prozent bzw. 26.300 Wohnungen, die gegenüber dem vorherigen Zeitraum weniger dem Immobilienmarkt zugefügt wurden.
Wohnungsbau in Deutschland hinkt - Fehlendes Baukindergeld ein Faktor
Besonders deutlich war der Rückgang offenbar bei Einfamilienhäusern (minus 16,8 Prozent). Besonders stark fällt hier offenbar das Auslaufen des Baukindergeldes ins Gewicht, das bis dato für Familien eine wertvolle finanzielle Begünstigung darstellte. Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern sank den Angaben zufolge um 13,8 Prozent. In Mehrfamilienhäusern wurden mit 190.400 Wohnungen 1,6 Prozent weniger bewilligt als im Jahr zuvor. Als Grund für den Rückgang gibt es mehrere Faktoren:
- Inflation: Bauherren und Investoren stornierten wegen der teils eklatant gestiegenen Baukosten in Verbindung mit gestiegenen Bauzinsen immer mehr Projekte. Auch die Kosten für Bauland sind in die Höhe geschnellt.
- Handwerkermangel: Genehmigte Wohnungen können oft nicht wie geplant gebaut werden, weil Handwerker und Baufirmen keine Kapazitäten frei haben.
In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Jahr 2022 insgesamt 304.600 Wohnungen genehmigt, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 7,3 Prozent bedeutet. „Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, wächst sich die Wohnungsmarktkrise weiter aus“, lautet der Appell von Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes.
Neubauprojekte in Deutschland gehen besonders im privaten Sektor zurück
Den größten Rückgang gab es im privaten Sektor zu verzeichnen: Hier gab es mit 141.100 Baugenehmigungen einen Rückgang von 12,6 Prozent. Bei Unternehmen reduzierte sich die Zahl der bewilligten Anträge um 3,3 Prozent auf 147.900. Einzig die Baugenehmigungen für Projekte auf Antrag der öffentlichen Hand sind den Zahlen zufolge im Jahr 2022 gestiegen: um 17,8 Prozent auf 12.200.

Bundesregierung verpasst Zielsetzung von 400.000 neuen Wohnungen
Aus dem Bundesbauministerium nimmt Ministerin Klara Geywitz Stellung zu den aktuellen Zahlen: Die Sozialdemokratin räumt ein, dass die Ampelkoalition diesbezüglich ihrer Zielsetzung von 400.000 neuen Wohnungen nicht nachgekommen sei. Jedoch verweist die SPD-Politikerin darauf, dass „im Jahr 2022 mehr neue Wohnungen genehmigt als in 2021 fertiggestellt wurden.“ Die tatsächliche Zahl der fertiggestellten Häuser bzw. Wohnungen des vergangenen Jahres steht allerdings noch aus.
Geywitz verweist auf die verschlechterten Rahmenbedingungen und Kapazitätsengpässe in der Baubranche, wodurch sich die Dauer der Bauvorhaben in den vergangenen Jahren erhöht habe. Als geplante Gegenmaßnahme benennt sie für die Zukunft vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren. (PF mit Material der dpa)