Preis-Hammer bei Zalando - dahinter steckt eine neue Kundenstrategie des Online-Riesen

Schock für Kunden von Zalando: Der Online-Händler schafft einen Service ab, mit dem er einst bekannt wurde und den viele Besteller schätzten.
Update vom 1. August 2019: Zalando kämpft mit immer kleineren Bestellungen seiner Kunden - der Online-Händler hat deswegen nun in einem weiteren EU-Land eine Sonderregel eingeführt.
Update 25. April 2019: In Italien müssen die Kunden bereits für die Lieferung ihrer Artikel zahlen, solange ihr Bestellungen einen Mindestwert von 25 Euro unterschreiten. Diese Reaktion auf rote Zahlen und den Trend zur Bestellung einzelner, billiger Ware soll nun auch in anderen europäischen Ländern folgen. Demnach will der Online-Händler künftig auch in Großbritannien, Irland und Spanien Portokosten erheben. Diese sollen auch dort bis zu einem Mindestbestellwert in Höhe von 19.90 Pfund bzw. 24.90 Euro fällig sein. Das berichtet edelivery.net auf seiner Website. Retour-Kosten seien zunächst aber nicht geplant.
Das steckt hinter den Versandkosten bei Zalando
Dass sie nun für ihre Bestellungen zahlen müssen, dürfte viele Käufer verärgern oder abschrecken. Für edelivery.net hat Zalando nun ein Statement abgegeben, um die Neuerungen zu rechtfertigen. „Wir von Zalando wollen die Umkleidekabine zu den Leuten nach Hause bringen. Unsere Kunden können verschiedene Artikel bestellen, sie gemütlich zu Hause anprobieren und nur das behalten, was sie auch wirklich wollen“. Diesen Vorteil hätten sich in dieser Form viele allerdings noch nicht zunutze gemacht, da sie relativ geringe Mengen bestellt hätten. Nun wolle man die Kunden dazu bringen, ihren Warenkorb zu vergrößern, denn das würde den Versandservice weiterentwickeln und somit ein zukunftsfähigeres Business fördern.
Weiter heißt es: „Diese Maßnahme ermöglicht es uns, die wachsenden Erwartungen unserer Kunden [...] zu befriedigen, während wir weiterhin eine beinahe grenzenlose Auswahl von 300.000 Fashion- und Lifestyle-Artikel anbieten können sowie diverse lokale Komfort-Dienste, von der Bezahlung bis hin zu den Versandoptionen“.
Wann folgen Versandkosten für deutsche Zalando-Käufer?
Nachdem auf Italien nun immer mehr Länder gefolgt sind, in denen ab sofort Portokosten erhoben werden sollen, gibt es einige Spekulationen, dass das bald auch für deutsche Kunden gelten könne.
Wie chip.de allerdings meldet, sei das derzeit noch nicht in Planung. In Berufung auf eine Erklärung von Zalando berichtet das Technikmagazin, in Deutschland solle es zunächst weder Portokosten, noch einen Mindestbestellwert geben.
Zalando will Sortiment erweitern
Update 10.12.2018, 9.27 Uhr: Der Online-Modehändler Zalando erwägt den Ausbau seines Sortiments um Heimtextilien wie Bettwäsche oder Decken.
„Potenzial sehen wir beispielsweise noch im Bereich Heimtextilien und Heimausstattung, auch wenn wir noch keine konkreten Pläne dazu ausgearbeitet haben“, sagte Mitgründer und Vorstandsmitglied David Schneider der „Welt“ (Montag).
Generell schaue sich Zalando nicht nur neue Märkte oder Produktkategorien an, vielmehr solle das Plattform-Geschäft mit anderen Händlern ausgeweitet werden. „Zum Beispiel klassisch über unser Partnerprogramm, oder indem wir unsere Logistik-Infrastruktur für noch mehr Markenpartner öffnen“, erklärte Schneider.
Die Ursprungsmeldung vom 26.11.2018: Zalando schafft ab, was es bisher immer ausgemacht hatte
Berlin - Auf der Startseite der Website des deutschen Zalando steht es noch groß geschrieben: „Bestelle einfach und bequem nach Hause - mit unserem kostenlosen Versand & Rückversand.“ Mit dieser Strategie wurde Zalando bei den Kunden bekannt und beliebt: günstige Kleidung bestellen und bei Bedarf einfach wieder kostenlos zurückschicken, wenn sie nicht passt oder nicht gefällt. Wie lange das in Deutschland weiter möglich sein wird, ist unklar.
Denn: Das Berliner Unternehmen wird sich in Italien von dieser Strategie verabschieden. Bei einem Bestellwert unter 25 Euro soll eine Porto-Pauschale von 3,50 Euro anfallen, wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Für Zalando-Kunden ist es ein Schock - der Händler schafft im ersten Land ab, was ihn immer ausgemacht hatte: die Versandkostenfreiheit! Und weitere könnten folgen.
Zalando reagiert mit Versandkosten auf italienisches Einkaufsverhalten
Auf Nachfrage von neuhandeln.de wurde die Einführung von Versandkosten für Italien inzwischen von Zalando bestätigt. Der Online-Händler reagiere mit der neuen Porto-Strategie auf das Einkaufsverhalten von italienischen Kunden, die oft nur einen Artikel pro Auftrag bestellen würden. Dieses Verhalten sei ein Sonderfall und ein Porto in den 15 weiteren Zalando-Märkten in Europa daher nicht geplant.
Wie das „Handelsblatt“ aber weiter ausführt, wären Versandkosten in den anderen europäischen Ländern künftig nicht unrealistisch. Der Gewinn des Versandunternehmens rutschte von einem leichten Plus von 0,4 Millionen Euro im Vorjahr auf ein großes Minus von rund 39 Millionen Euro in diesem Jahr. Die roten Zahlen mit dem sehr heißen Sommer zu begründen, sei nicht ausreichend.
Zalando-Kunden kaufen nur ein einziges Produkt
Rund 60 Prozent aller Bestellungen werden inzwischen mobil abgegeben, also über Handy oder Tablet. Bei diesen Bestellungen werden meist nur wenige und vor allem günstige Produkte ausgesucht. Grund dafür ist die Zielgruppe: Mobil bestellen hauptsächlich jüngere Kunden, die gerne günstig shoppen. In Italien war dieses Einkaufsverhalten besonders auffällig. Deshalb zahlen Kunden bei geringen Einkäufen dort ab jetzt für den Versand.
Zalando könnte sich mit der Einführung der Versandkosten auch einen Push für das Angebot „Zalando Plus“ erhoffen. Damit erhalten Kunden eine kostenlose Premium-Lieferung - und das auch in Italien.
Ob Zalando mit dieser neuen Strategie seine Probleme lösen kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber, dass viele Kunden bei einer Porto-Pauschale zweimal nachdenken werden, ob sie überhaupt bestellen.
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