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Ein Warnsystem für die Heimat

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- Die verheerende Flutkatastrophe in Südostasien hat die Geophysiker um Professor Heiner Igel an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) tief bewegt. In Igels Seismologen-Team forscht auch der Indonesier Wiwit Suryanto. Suryanto untersucht die Wellenausbreitung nach Erdbeben. Für ihn erlangt seine Doktorarbeit jetzt eine ganz neue Bedeutung.

Gleich nachdem die Tsunami-Wellen die Küsten Südostasiens verwüstet hatten, rief Wiwit Suryanto voller Angst bei seiner Familie in Indonesien an.
Suryanto und seine Angehörigen hatten großes Glück. Seine Eltern, die selbst im Süden des Landes leben und von der Katastrophe nicht betroffen waren, konnten den LMU-Doktoranden beruhigen. Keiner seiner Verwandten in der Heimat wurde Opfer des Unglücks.

Doch Suryantos Großeltern konnten von der Tsunami-Katastrophe erzählen. Sie erlebten aus sicherer Distanz, wie die meterhohen Wellen die Strände überspülten

"Meine Großeltern leben in einem Dorf an der Küste im Norden Indonesiens", erzählt Suryanto. "Sie haben überlebt und sind gesund", berichtet er voller Erleichterung. "Sie erzählten mir, dass die Bewohner des Dorfes so schnell sie konnten, ins Landesinnere liefen, als sie merkten, dass sich das Meer zurückzog, was ein unmissverständliches Zeichen für einen drohenden Tsunami ist."

Die alten Leute warnten vor dem Tsunami

In Indonesien gab es alleine in den letzten 40 Jahren fünf größere Tsunami-Ereignisse, die jeweils mehrere hundert Opfer forderten. "Die älteren Leute in der Region kannten also das Phänomen und warnten die anderen Bewohner vor der Gefahr", sagt der junge Geowissenschaftler.

"In Indonesien bedrohen neben den Erdbeben auch Vulkane die Menschen", erzählt er weiter: "Als ich noch dort studierte, habe ich mich besonders mit Vulkanen befasst, an meiner Uni waren die Geowissenschaften ein großes Forschungsfeld."

Seit er in München an der LMU ist, erforscht er, wie sich Erdbebenwellen auf den Untergrund auswirken. Suryanto ist seit einem Jahr in der Seismologie-Gruppe von Heiner Igel tätig. In diesem Team simulieren die Seismologen am Computer die unterschiedliche Dynamik von Erdbeben.

"Man kann Erdbeben leider nicht vorhersagen, aber wenn wir die Erdbebenwellen analysieren, dann können wir die Physik in dem Zentrum des Bebens besser verstehen", erklärt Heiner Igel. "Die Simulation von Erdbeben wie wir sie in unserer Arbeitsgruppe durchführen, ist erst seit ein paar Jahren möglich, da die benötigten Rechnerkapazitäten enorm sind", erklärt der Seismologe. "Wir müssen uns darauf beschränken, zu erforschen, wie der Untergrund nach Beben reagiert, auf dem zum Beispiel Häuser stehen. Dann können wir zumindest den Ingenieuren Tipps geben, wie sie die Gebäude sicherer bauen sollten."

Igels Arbeitsgruppe hat natürlich auch das verheerende Erdbeben in Südostasien am Geophysikalischen Observatorium in Fürstenfeldbruck aufgezeichnet. "Mit den von unsereren Seismographen registrierten Wellen solch eines starken Bebens können wir auch den Schalenaufbau im Erdinneren erforschen", erklärt Joachim Wassermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geophysikalischen Observatorium.

"Genau wie die Erdbeben kann man Tsunamis simulieren, um ihre Entstehung und Dynamik besser zu verstehen", meint Igel und fügt hinzu: "Nicht jedes Erdbeben am Meeresgrund regt unweigerlich einen Tsunami an. Für die Entstehung müssen bestimmte Schwingungseigenschaften am Meeresboden erfüllt sein. Doch hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf."

Wenn der Indonesier Wiwit Suryanto seine Doktorarbeit bei Professor Heiner Igel an der LMU beendet hat, will er wieder zurück in seine Heimat, um dort an dem Aufbau von Tsunami-Frühwarnsystemen mitzuarbeiten. "Wir haben in meiner Heimat zwar verschiedene Warnsysteme für Vulkanausbrüche aber noch keines für Tsunamis", sagt er. Nach der Katastrophe ist nun endlich ein Tsunami-Warnsystem für sein Land in der Diskussion.

Vorsichtig justiert der Indonesier Wiwit Suryanto den Seismographen im Institut für Geophysik der LMU an der Theresienstraße 37. Mit dem Gerät, das im Eingangsbereich zum Institut steht und das jeder besichtigen kann, werden Erdbeben rund um die Erde aufgezeichnet.

Hier registrierten die Geophysiker auch das schwere Beben in Südostasien.


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